Fiat Topolino Dolcevita Elektro-Kleinstwagen
Dieser Fiat macht die Haare schön

Die italienische Variante des Opel Rocks-E zeigt, warum Rimini schöner ist als Rüsselsheim. Und auch sonst hat der neue Topolino so seine Eigenheiten.

Fiat Topolino Dolcevita Premiere
Foto: Fiat

Nach dem Motto "Es ist schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem" zieht nun auch Fiat einen klitzekleinen Stromer aus dem Körbchen, das Schwestermodell zum Citroën Ami und Opel Rocks-E. Vorgestellt wurde jetzt eine von zwei demnächst verfügbaren Varianten, der Topolino Dolcevita. Das "schöne Leben" äußert sich darin, dass dem Wägelchen die Türen fehlen und das Dach über dem Kopf aus einer Stoffbahn besteht. Zusätzlich hat der kleinste aller Fiats noch weitere Nettigkeiten parat.

Unsere Highlights

Kurzer Geschichtskurs für die jüngeren Leser: Der Fiat 500 "Topolino" (auf Deutsch "Mäuschen") knatterte zwischen 1936 und 1955 durch Europa, wurde unter anderem von NSU und Steyr-Puch in Lizenz gefertigt und konnte mit seinem Leergewicht von etwas mehr als 500 Kilo zur Not aus Parklücken herausgehoben werden.

Fiat 500 Topolino, Seitenansicht
Arturo Rivas
Namensgeber und auch stilistisch verwandt: Der Fiat 500 "Topolino" (1936–1955)

Verglichen mit dem neuzeitlichen Nachfolger war der Ur-Topolino allerdings ein enormer Bolide. 3,2 Meter lang, 14 PS stark und mit einem Maximaltempo von über 90 km/h (bei lebensverneinender Fahrweise) hat das heutige Elektro-Mäuschen klar die Verliererkarte, wenn es zum Stechen kommt. Denn der neue Topolino tritt in der L7e-Leichtfahrzeugklasse an, kann in Deutschland damit bereits von 15-jährigen mit der AM-Fahrerlaubnis bewegt werden.

Maximal 45 km/h

Die technischen Daten des neuen Topolino Dolce Vita sind schnell erzählt, die kennen wir ja bereits sehr ähnlich von seinen Stellantis-Kumpels aus Frankreich und Deutschland. 2,53 Meter lang und 1,40 Meter breit ist er, braucht damit kaum mehr Verkehrsfläche als eines dieser ulkigen Lastenfahrräder. Hat diesen jedoch die aberwitzige Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h und einen zumindest rudimentären Wetterschutz voraus. Die 5,4 kWh-Batterie bietet theoretisch genug Saft für 75 Kilometer Fahrstrecke, was auch alles zum Einsatzzweck des Topolino erzählt: Die Urlaubsreise ist es jedenfalls nicht.

Fiat sieht den Topolino (zumindest in der jetzt vorgestellten offenen Variante, eine geschlossene mit Türen wird es ebenfalls geben) als Strandwägelchen und Einkaufskorb für den urbanen Einsatz, aber das mit Stil. Denn davon hat der Topolino zweifelsfrei mehr zu bieten als seine erwähnte Verwandtschaft. Auffällig ist das bereits beim Karosseriestyling. Wo Opel Rocks-E und Citroën Ami von vorne und hinten gleich aussehen, weil das Produktionskosten spart, hat Fiat dem Topolino eine Optik im Retro-Stil verpasst, die an den Ur-500 erinnern soll. Mit kleinen Kulleraugen vorne und der charakteristischen Rückleuchtenform erkennt man problemlos, wo das Auto anfängt und aufhört.

Fiat Topolino Dolcevita Premiere
Fiat
Faltdach und Kordeln statt Türen trägt der Topolino Dolcevita serienmäßig. Für weniger schönes Wetter folgt noch eine geschlossene Variante.

Statt Türen sind dicke Kordeln als Rauspurzelschutz in die Einstiege gehängt, die runden Außenspiegel sind an der A-Säule befestigt. Auf dem Armaturenträger liegt eine Gepäckrolle für Kleinkram bereit, größeren Kram verstauen künftige Topolino-Eigner im stylishen Armani-Heckkoffer (Aufpreis-Option). Die verchromte Gepäckbrücke dafür ist serienmäßig und erinnert damit gleichfalls an den Ur-Opa. Der hatte einen solchen Gepäckträger ebenso zu bieten wie das im Dolcevita wiedergeborene luftige Faltdach.

In einem "Auto", das bis auf Pedale und Lenkrad eher übersichtlich ausgestattet ist, lassen sich außerdem einzelne Gadgets als großes Kino inszenieren. Fiat hat hierzu als Originalzubehör einen Ventilator, einen Bluetooth-Lautsprecher, eine Isolierflasche für Warm- und Kaltgetränke sowie als Badetuch nutzbare Sitzüberzüge im Programm. Und als besonderes Highlight eine mobile Dusche, mit der man sich laut Produktfoto auf einer Restaurant-Terrasse vor Publikum abbrausen kann, legere Sommerbekleidung vorausgesetzt.

Fiat Topolino 2023
Fiat
Die geschlossene Version mit Türen ist für den Einsatz in Nordeuropa wohl die vernünftigere Variante.

Auslieferung ab November

Einen ersten Preis hat Fiat auch schon genannt, er liegt angesichts der Lifestyle-Aufbrezelung jenseits der Geschwister von Opel (Rocks-e ab 7.990 Euro) und Citroën (Ami ab 7.790 Euro). Die italienische Fiat-Homepage gibt einen Einstiegspreis von 9.890 Euro an. Fiat will allerdings eine niedrige Monatsrate anbieten und den Erwerb des Autos im Internet mit wenigen Klicks sehr einfach gestalten. Die ersten Exemplare werden im November in Italien ausgeliefert, außerdem soll der Topolino auch in Frankreich kommen. Fiat Deutschland hat ebenfalls angekündigt, den Topolino Ende des Jahres ins Programm aufzunehmen.

Fazit

Wer schon immer mal auf einer Restaurant-Terrasse vor Publikum duschen wollte, kann das künftig mit dem Fiat Topolino erledigen, zumindest hält das Fiat-Marketing dies ausweislich der Pressebilder für eine klasse Idee. Einleuchtender wäre der Einsatz dieser für den neuen Elektro-Kleinstwagen erhältlichen Mobil-Brause auf dem Parkplatz vor dem Strandbad. Dort sorgt der Winzling auch ansonsten mit seinem hübschen Retro-Styling, den netten Details und dem türlosen Einstieg für gute Laune. Der Topolino ist die dritte Variante dieses Elektro-Leichtfahrzeugs, nachdem Citroën mit dem Ami und später Opel mit dem Rocks-E vorgelegt hatten.

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