Das große Wettrüsten hat begonnen. In Baku und Miami startete die Welle, die dann in Monte Carlo und Barcelona zu einem ersten Höhepunkt auflief. Mercedes, Ferrari und Alpha Tauri haben in den letzten beiden Rennen B-Versionen in die Schlecht geworfen, auch wenn sie so nicht heißen dürfen. Alpine, Aston Martin, Alfa Romeo und McLaren schoben größere Upgrades nach. Nur Haas und Williams änderten im Detail.
Doch was hat die Arbeit in den Konstruktionsbüros gebracht? Da eignet sich der Vergleich zwischen den Rennen in Miami und Barcelona. Beide mit einem überlegenen Max Verstappen als Sieger, beide ohne Safety-Car oder Wetterumschwüngen.
Der Maßstab ist der Rückstand auf Red Bull. Selbst die Annahme, dass auch Red Bull mit seinen jüngsten Entwicklungen am Unterboden und Diffusor besser geworden ist, ändert nichts am Gesamtbild. Der Fortschritt von Red Bull geht für alle gleich in die Rechnung ein.

Vier Teams verkürzen den Abstand
Bei der ersten Abrechnung kommt heraus, dass Mercedes, McLaren, Alpha Tauri und Alfa Sauber den Rückstand verkürzt haben. Nicht viel, aber immerhin. Mercedes lag in Miami noch 0,583 Sekunden pro Runde zurück. In Barcelona mit der neuen Version waren es nur noch 0,365 Sekunden.
Alfa Sauber verbesserte sich im Renntrim von 1,256 auf 1,089, Alpha Tauri von 1,128 auf 1,067 Sekunden pro Runde. Beide hatten zuletzt massiv aufgerüstet, Alpha Tauri sogar in mehreren Schritten über das komplette Auto hinweg. McLaren verkürzte von 1,539 auf 1,232 Sekunden pro Runde. Da hatte man das erste große Upgrade, das in Baku Premiere feierte, wohl erst mit Verspätung verstanden.
Ferrari und Alpine stagnierten. Dem SF-23 fehlen im Rennen nach wie vor knapp sieben Zehntel, dem A523 rund eine Sekunde. Beide Autos sind auf eine Runde deutlich besser. Alpine hat es in dieser Disziplin sogar geschafft, zur Verfolgergruppe hinter Red Bull aufzuschließen.

Aston Martin verlor an Boden
Aston Martin, Haas und Williams haben verloren. Bei Aston Martin überrascht der massive Einbruch um eine halbe Sekunde, denn der britische Rennstall war bis zum GP Monaco noch die klare Nummer zwei hinter Red Bull. Und Aston Martin verlor ausgerechnet in seiner Spezialdisziplin. In der Reifenabnutzung über die Renndistanz lag der AMR23 fast auf dem Niveau von Red Bull.
Das stellte sich in Barcelona ganz anders dar. Die Piloten räumten ein, dass der Speed fehlte, was eine Folge von zu starkem Gripverlust bei hoher Laufzeit war. Im Gegensatz zu Haas und Williams hat Aston Martin in den letzten beiden Rennen auch signifikant neue Teile gebracht. In Monte Carlo Heckflügel, Bremsbelüftung und Querlenkerverkleidungen hinten, in Barcelona Frontflügel, Nase und erneut einen modifizierten Heckflügel.
Das Formtief kam so plötzlich, dass es wohl eher ein Ausreißer als ein Trend ist. Entweder haben die Ingenieure die Neuentwicklungen noch nicht richtig verstanden oder am Freitag in Barcelona beim Optimieren des Setups zu viel Zeit verloren und sich dann verrannt. Der achte Startplatz von Fernando Alonso war auch nicht hilfreich. Im Verkehr leiden die Reifen mehr als bei freier Fahrt auf dem Logenplatz hinter den Red Bull.

Setup-Wahl verfälscht das Bild
Beim GP Spanien hat sicher auch die generelle Strategie über das Wochenende das Bild geprägt und den einen schlechter und den anderen besser dastehen lassen als er ist. Einige Teams sind dem Irrtum aufgesessen, dass es wichtiger ist, die Position auf der Strecke zu sichern, als eine Fahrzeugabstimmung zu finden, die die Reifen möglichst wenig strapaziert. Am Ende stellte sich heraus, dass Überholen einfacher war als gedacht. Das zeigen 49 Überholmanöver.
Damit hatte die Strategie seine Position abzusichern keinen Erfolg. Die Autos mit einem Sonntags-Setup rollten die Samstags-Könige von hinten auf. Mercedes, Alfa Romeo und Alpha Tauri kamen mit gutem Rennspeed aus der Tiefe des Raumes. Ferrari, McLaren und Haas brachen ein. Aston Martin verteidigte immerhin das Territorium, das man am Samstag erobert hatte. Doch das war nicht der Anspruch.
Wahrscheinlich muss man dem einen oder anderen Upgrade noch etwas Zeit geben. Mercedes befand sich in Barcelona schon in der zweiten Schleife. Für Ferrari war alles neu. Aston Martin wurde vielleicht auf dem falschen Fuß erwischt. McLaren von den Bedingungen und Umständen ausgebremst. Was am Samstag Lando Norris und Oscar Piastri noch half, wendete sich am Sonntag gegen sie. Die nächste Station macht die Analyse nicht einfacher. Das Layout von Montreal verlangt andere Qualitäten als Miami und Barcelona.
Team | Rückstand auf RB Spanien | Rückstand auf RB Miami |
Ferrari | 0,692 s/Rde | 0,658 s/Rde |
Mercedes | 0,365 s/Rde | 0,583 s/Rde |
Aston Martin | 0,959 s/Rde | 0,461 s/Rde |
Alpine | 1,049 s/Rde | 0,976 s/Rde |
McLaren | 1,232 s/Rde | 1,539 s/Rde |
Haas | 1,429 s/Rde | 1,104 s/Rde |
Sauber | 1,089 s/Rde | 1,256 s/Rde |
Williams | 1,587 s/Rde | 1,278 s/Rde |
Alpha Tauri | 1,067 s/Rde | 1,128 s/Rde |