Strategie-Pech in Bahrain: Hat Ferrari zu hoch gepokert?

Safety-Car zum falschen Zeitpunkt
Hat Ferrari zu hoch gepokert?

GP Bahrain 2025
Veröffentlicht am 15.04.2025

Gewonnen hätte Ferrari auch bei einem idealen Rennverlauf nicht. Aber zum ersten Podium hätte es wenigstens reichen können. Oscar Piastri fuhr außer Reichweite. Aber George Russell und Lando Norris lagen in Schlagdistanz. Wenn alles nach Plan verlaufen wäre. Ist es aber nicht. Deshalb war die Strategie der Ferrari-Fahrer, gegen den Trend mit Medium-Reifen zu starten, nicht prinzipiell falsch.

Charles Leclerc und Lewis Hamilton hatten sich wie die McLaren-Fahrer je einen Satz harter Reifen und zwei Garnituren Medium-Gummis für das Rennen aufgehoben. Red Bull und Mercedes dagegen hatten nur noch einen Satz Medium in Reserve. Das deutete bereits darauf hin, dass Ferrari in zwei Stints mit Pirellis gelbmarkierter C2-Mischung plante.

Zu Beginn barg der mittelharte Gummi inmitten so vieler Autos auf Soft-Reifen das Risiko einer schwierigen Startrunde. Leclerc verlor tatsächlich zwei Positionen. Hamilton dagegen verteidigte seinen neunten Rang. Danach war für die Ferrari-Fahrer erst einmal Geduld angesagt. Wer mit vollem Tank zu viel attackierte, bezahlte mit einem frühen Stopp.

Kommandostand - Ferrari - GP Bahrain 2025
Ferrari

Geduld gegen Undercuts

Der Ferrari-Kommandostand wurde auch nicht nervös, als die Zocker schon früh mit Undercuts begannen. Wie wirkungsvoll der frühe Boxenstopp sein konnte, demonstrierte Esteban Ocon. Der Haas-Pilot sprang mit seinem Boxenstopp in der achten Runde vom dreizehnten auf den sechsten Platz.

Das zog Schritt für Schritt viele andere mit zum Reifenwechsel, für die meisten früher als geplant oder gewünscht. Auch Mercedes konnte der Versuchung nicht ganz widerstehen. Andrea Kimi Antonelli musste in der zwölften Runde an die Box, weil seine Soft-Reifen am Ende waren. George Russell hätte den Stint dagegen ein bisschen verlängern können, doch Mercedes musste den Undercut von Lando Norris abwehren.

Undercut hin oder her: Ferrari blieb standhaft. Als alle anderen die Boxen angesteuert hatten, waren Leclerc und Hamilton immer noch auf der Strecke. Rot hielt die Doppelführung bis zur 17. Runde, fertigte beide Autos im Rekordtempo direkt hintereinander ab und hoffte, dass sich das Reifen-Delta zum Ende des Rennens hin immer mehr auszahlen würde.

Lewis Hamilton - Ferrari - GP Bahrain 2025
xpb

Ferraris starker Mittel-Stint

Tatsächlich war der zweite Stint das Sahnestück der beiden Ferrari-Piloten, die erneut auf Medium-Reifen gesetzt wurden. Mit dem Vorteil von sieben Runden frischeren Reifen kämpfte Leclerc sogar Norris nieder und machte sich dann auf die Verfolgung von Russell. Hamilton fuhr wie in seinen besten Tagen und fertigte nacheinander Tsunoda, Doohan, Verstappen und Antonelli ab. Ocon und Gasly machten mit ihren zweiten Boxenstopps den Weg des Rekordsiegers zu Platz fünf frei.

Es war der Moment, an dem man das Gefühl hatte, Ferrari könnte bei der Vergabe der Podestplätze ein Wort mitreden. Ihr Overcut gegenüber der Konkurrenz hätte sich beim zweiten Boxenstopp noch vergrößert. Das hätte Leclerc und Hamilton im Schlussabschnitt einen deutlichen Reifenvorteil gebracht.

Der Renngott hatte etwas dagegen. Er schickte in der 32. Runde das Safety-Car auf die Bahn, das ausgerechnet von Ex-Ferrari-Fahrer Carlos Sainz nach einer Kollision mit Yuki Tsunoda verursacht wurde. Zwischen den Kurven 3 und 4 lagen zu viele Trümmerteile. Nach den schlechten Erfahrungen mit einem herrenlosen Rückspiegel letztes Jahr in Katar geht die Rennleitung kein Risiko mehr ein.

Safety-Car - GP Bahrain 2025
Rudy Carezzevoli via Getty Images

Safety-Car zur falschen Zeit

Das Safety-Car-Timing war fatal für Ferrari und alle Fahrer, die wie Ocon, Gasly oder Antonelli kurz vorher ihren zweiten Stopp abgewickelt hatten. Mercedes wählte trotz der Restdistanz von 25 Runden gebrauchte Soft-Reifen. Ferrari entschied sich für die harte Mischung. "Wir trauten dem Soft-Reifen einen so langen Stint nicht zu", gab Teamchef Frédéric Vasseur zu. "Es hat sich später herausgestellt, dass die relativ kühlen Temperaturen dem Soft geholfen haben."

Pirellis Reifenpalette liegt in diesem Jahr im Abnutzungsverhalten enger zusammen. Doch die Sprünge in der Rundenzeit sind von Mischung zu Mischung größer. Mercedes ging aus zwei Gründen ins Risiko. "Wir haben beim Test im Februar gesehen, dass der harte Reifen für das Rennen die schlechteste Option war. Ein bisschen günstiger in der Abnutzung bei deutlich weniger Speed", erklärte die Chef-Strategin.

Ihrer Meinung nach hätten sich viele vom Vorjahres-Rennen fehlleiten lassen. Da waren Soft und Hart die bevorzugten Reifen. "Doch der Medium vom letzten Jahr ist nicht mehr der Medium von heute. Bei den Testfahrten stellte er sich als die beste Lösung über die Distanz heraus." Im letzten Stint zählte nur noch der Speed. Und da war der harte Reifen die schlechteste Wahl. Leclerc verlor noch 19 Sekunden auf den Sieger, Hamilton 27.

Vasseur ärgerte sich: "Das Safety-Car nahm uns die Wahl zwischen Hart und Soft. Wir hatten das Potenzial für einen Podestplatz." Leclerc dagegen bedauerte: "Nach dem Reset durch das Safety-Car fehlte uns gegen McLaren und Mercedes der Speed. Wenn wir das ändern wollen, müssen wir unser Auto schneller machen."