Der Anspruch war ein anderer. Für die Saison 2025 hatte Ferrari das Ziel WM-Titel ausgegeben. Doch nach vier Formel-1-Rennen liegt der Konstrukteurspokal fast schon außer Reichweite. Der Vize-Weltmeister des Vorjahres hat bereits 94 Punkte Rückstand auf Primus McLaren. Die Scuderia konnte gerade einmal 57 Zähler einfahren. Die doppelte Disqualifikation in China schlägt ins Kontor. Ansonsten würde man zumindest vor Red Bull auf Rang drei liegen. Das ist aber nur ein schwacher Trost für Ferrari.
Das Rennen in Bahrain darf dem Team und den Tifosi aber ein wenig Hoffnung machen. Charles Leclerc und Lewis Hamilton holten mit den Plätzen vier und fünf das beste Resultat der Saison. Auf einen Schlag schaufelte man 22 Punkte auf das Konto. Mehr als Mercedes und Red Bull. Nur McLaren sammelte noch mehr Zähler.
Grund für die gestiegene Zuversicht bei den Ferrari-Ingenieuren ist der neue Unterboden. Das Upgrade soll das Arbeitsfenster erweitern. Hier hatte Ferrari in den ersten Rennen Probleme. Das ideale Abtriebsniveau ließ sich nur finden, wenn der Wagen sehr niedrig eingestellt war. Auf Strecken mit mehr Unebenheiten musste die Scuderia das Fahrwerk höher drehen. Die Folge war ein geringerer Abtrieb. Die Disqualifikation von Lewis Hamilton wegen einer zu weit abgeschliffenen Schutzplanke des Unterbodens zeigte, dass Ferrari in China über das Ziel hinausgeschossen war. Das Auto war zu tief eingestellt.

Das Qualifying war in den ersten Rennen die Achillesferse von Ferrari.
Qualifying als Schwachstelle
Der neue Unterboden bewährte sich in Bahrain. Charles Leclerc fuhr im Qualifying die drittschnellste Zeit und durfte wegen einer Strafe für George Russell sogar aus Startreihe eins losfahren. Ein deutlicher Fortschritt gegenüber den ersten Rennen. Teamchef Frédéric Vasseur brachte nach dem Grand Prix nochmal auf den Punkt, wie wichtig die Zeitenjagd ist: "Das Feld ist so eng, da wird das Rennen bereits am Samstag entschieden."
Die Pace habe schon in den ersten drei Grands Prix gestimmt. In Bahrain lieferte die Scuderia endlich mal ein sauberes Wochenende ab. Leclerc kämpfte lange um das Podium. Und das, obwohl der 27-Jährige am Start zwei Positionen verlor. Ein Grund dafür war auch die Strategie der Roten. Im Gegensatz zur Konkurrenz, die den ersten Stint auf dem Soft-Reifen bestritt, schnallte man bei Leclerc und Hamilton den Medium-Pneu auf, der auf den ersten Metern weniger Grip bot.
Als die Gegner erstmals die Reifen wechselten, spülte es Leclerc und Hamilton an die Spitze des Feldes. Die Doppelführung währte aber nur drei Runden, dann gab es für den zweiten Stint erneut den Medium-Reifen. Hier schlug die Stunde der Roten. Beide Fahrer pflügten durch das Feld. Leclerc schnappte sich sogar Lando Norris im McLaren und lag auf Rang drei. Das erste Podest der Saison schien greifbar nahe.

Nach der Safety-Car-Phase konnte Charles Leclerc den schnelleren McLaren von Lando Norris nicht mehr hinter sich halten.
Safety-Car grätscht Ferrari dazwischen
Dazu kam es aber nicht. Die Safety-Car-Phase in Runde 32 durchkreuzte die Pläne Ferraris. Alle Piloten, die noch nicht ihren zweiten Stopp absolviert hatten, kamen an die Box. Der Ferrari-Plan, auf einem kurzen letzten Stint mit frischen Soft-Reifen Attacke zu machen, war damit perdu. Weil die Restdistanz zu groß war, entschieden sich die Ferrari-Ingenieure für den harten Reifen. Mercedes gab Russell dagegen den weichen Gummi mit. McLaren konnte sowohl Oscar Piastri als auch Lando Norris mit einem frischen Medium ausstatten.
"Das war schon riskant bei Russell. Wir mussten den harten Reifen verwenden. Ich würde nicht sagen, dass die harte Mischung die schlechteste hier war. Aber der Soft war besser", erklärte Vasseur nach dem Rennen. Leclerc musste Norris vier Runden vor Schluss ziehen lassen. "Als das Safety-Car alles auf Null setzte, war unsere Pace einfach nicht gut genug, um gegen die McLaren und gegen Russell zu kämpfen", führte der Viertplatzierte aus.

Lewis Hamilton war mit dem fünften Platz in Bahrain zufrieden.
Hamilton zufrieden nach Platz fünf
Teamkollege Lewis Hamilton freute sich nach dem verpatzten Qualifying über P5 in Bahrain: "Das Auto hatte eine gute Pace, ich konnte richtig pushen und die Performance halten. Das ist mir in den ersten Rennen nicht gelungen." Der Superstar hatte sich nach den ersten Rennen schon kritische Fragen stellen müssen. In der Wüste zeigte der Sprint-Sieger von Shanghai erstmals über eine Renndistanz, dass er so langsam in Fahrt kommt beim neuen Team.
Die Ergebnisse von Bahrain reichen aber noch nicht, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Auch wenn die Scuderia Fortschritte macht, weiß Teamchef Vasseur, dass noch etwas fehlt: "Die Pace heute war gut, aber ehrlich gesagt fehlen uns zwei bis vier Zehntel auf McLaren." Es braucht noch Zeit, bis Ferrari aus eigener Kraft wieder zum Siege in der Formel 1 kämpfen kann.