DS N°8 im ersten Test: Reichweite top, Ladeleistung mittel - und sonst?

DS N°8 (Nummer 8)
Reichweite? Top! Ladeleistung? Geht so. Und sonst?

Zuletzt aktualisiert am 30.06.2025

Keine Bange, wir sind nicht zu Parfum-Testern mutiert. Aber ja, der Name des DS N°8 erinnert an den ikonischen Damen-Schnupperzauber Chanel N°5. Und auch sonst gibt er sich stilbewusst, edel, luxuriös. Der Crossover zielt auf die Elektro-Oberklasse, soll seine eigene Duftmarke setzen, komponiert auf Basis der STLA-Medium-Architektur von Stellantis, die auch Opel Grandland sowie Peugeot 3008 und 5008 nutzen. Gestaltet ist der N°8 als inszenierter Mix aus Fließheck-Limousine und SUV-Coupé.

Ordentlich Vortrieb und starke Reichweite

Schick – aber beim Fahren zählt nicht Geschmack, sondern Leistung. Da kann sich der Testwagen nicht hinter der Noblesse der Ausstattungslinie Étoile (Stern) verstecken. Muss er auch gar nicht, wie die Long-Range-Variante mit Allradantrieb beweist. Die im Verbund 257 kW/350 PS leistenden E-Motoren an Vorder- und Hinterachse schieben den wuchtigen N°8-Flakon zünftig voran. Gespeist wird das Power-Pärchen von einem 97,2-kWh-Akku; mit ihm fährt der Stromer bis zu 688 Kilometer weit (WLTP). Beim leistungsschwächeren Fronttriebler sollen sogar bis zu 750 Kilometer drin sein.

Geladen wird dreiphasig über den 11-kW-On-Board-Charger (später optional 22 kW) oder mit bis zu 160 kW Leistung an Schnellladesäulen. Zehn Minuten genügen laut Hersteller, um Saft für 200 Kilometer in den Stromtresor zu schieben. Innerhalb von 27 Minuten sei er von 20 auf 80 Prozent geladen.

Fahrdynamik und -komfort

Der Akku kauert am Unterboden und trägt so dazu bei, dass der N°8 – ausgesprochen nennt er sich "Nummer acht", macht man beim Parfum ja auch so – satt auf der Straße liegt. Vor allem aber hält das kamera- und sensorbasierte Dämpfungssystem, das die Fahrbahn scannt und die Federung situationsabhängig anpasst, den fast 2,3 Tonnen wiegenden Stromer überraschend kurvenstabil.

Wenn sich bei zügiger Fahrt um enge Ecken Schlaglöcher hinzugesellen, ist die Grenze jedoch erreicht. Am entsprechenden Rad (optional bis 21 Zoll Größe) gibt das Federbein dann ruckartig nach und jagt kräftigere Stöße in die Aufhängung. Die wirken sich kurz aufs Lenkgefühl aus, das ansonsten rückmeldungsarm, aber recht direkt ausfällt. Doch Komfort kann der Franzose schon. Bodenwellen bügelt er schön glatt, auf breiten Querfugen oder Bremsschwellen gerät er kaum aus der Ruhe.

Pariser Chic im Interieur

Ruhe herrscht auch im aufgeräumten Cockpit, dank doppelt verglaster Seitenscheiben. Überhaupt trägt der N°8 dick auf: unter anderem mit Panoramadach, digitalem Rückspiegel, heiz- und belüftbaren Ledersitzen vorn und hinten – für Fahrer und Beifahrer mit Massagefunktion, Nackenwärmer und Seitenwangeneinstellung. Die Bedienung erfolgt großteils am 10,25-Zoll-Screen, der sich nahtlos in die Armaturentafel integriert, auf Touch-Befehle aber zügiger reagieren dürfte. Was ordentlich fetzt: die Focal-Audio-Anlage mit ihren 14 Lautsprechern. Die leicht erhöhte Sitzposition sorgt für Übersicht, was nicht jedem Crossover gelingt. Schade, dass der N°8 durch sein coupéhaft schräges Heck den Fondinsassen Kopffreiheit raubt und dass eine mangelnde Beinauflage die Hüftbeuger fordert.

DS N°8
DS

Gelungen ist das Flaggschiff der Stellantis-Premiummarke jedoch allemal. Reicht das nach einem Sprung aus der Nische? Oder ist der edle Duft des Erfolgs beim Preis von 75.000 Euro für die beschriebene Variante schnell wieder verflogen?

Die Eckdaten des DS N°8

Der DS N°8 ist 4,82 Meter lang, 1,90 Meter breit und 1,58 Meter hoch. Mit der steilen Front folgt er dem aktuellen Marken-Design, interpretiert den eigentlichen Grill aber in Form einer geschlossenen Fläche auf neue Art und Weise. Je nach Ausstattungslinie – mit Pallas und Étoile werden zwei Niveaus angeboten – ist die Maske als schwarze Fläche oder als Ansammlung vertikaler LED-Streifen mitsamt illuminiertem Logo ausgeführt. Auch Blinker und Tagfahrlicht stehen beinahe senkrecht. Die großen Lichtleisten unter den Scheinwerfern sollen als typisches Markenzeichen dafür sorgen, dass der DS N°8 "auf 100 Meter Entfernung" als DS zu erkennen ist – so war damals die Aussage beim ersten Kennenlern-Termin im Pariser DS-Designstudio.

Sehr auffällig ist das noch vor der C-Säule abfallende Dach. Am unteren Ende der Heckscheibe (ohne Scheibenwischer) endet die Linie in einer Abrisskante, deren Linie sich seitlich bis zu den hinteren Türgriffen in der C-Säule spannt. Wie die Scheinwerfer sind auch die Rückleuchten in horizontale und vertikale Elemente unterteilt. Der ausgeschriebene Markenschriftzug und die neue Modellbezeichnung prangen prominent auf der Blechfläche zwischen den Leuchtkörpern.

581 bis 1.514 Liter fasst der Kofferraum hinter der großen Hecklappe. Ein weiteres Staufach unter der vorderen Haube gibt es nicht. Ein Zeichen dafür, dass der STLA-Medium-Baukasten zwar primär für Elektroantriebe entwickelt, aber eben auch der Platz für Verbrenner als Teil eines Hybridsystems berücksichtigt wurde.

Sitzprobe im DS N°8

Die Sitzprobe im neuen DS N°8 beginnt im Fond. Hier überraschen teils knappe Platzverhältnisse: Wie angesichts des Dachverlaufs zu erwarten war, ist die Kopffreiheit für große Mitfahrer eingeschränkt – trotz einer recht tiefen Sitzfläche. Sie hat zur Folge, dass man über dem Akkupaket im Fahrzeugboden die Beine stärker als gewollt anwinkeln muss. Zudem passen die Füße nicht unter den nach unten gestellten Vordersitz. Dank des üppigen Radstands von 2,90 Meter geht aber die Kniefreiheit voll und ganz in Ordnung. Als neue französische Präsidenten-Limousine taugt der DS N°8 aber, trotz Sitzheizung und -ventilation auch im Fond, nur bedingt.

Fahrer und Beifahrer freuen sich über Nackenwärmer unterhalb der integrierten Kopfstützen. Zusammen mit Sitz- und Lenkradheizung dürfte die gefühlte Innenraumtemperatur bei winterlichen Fahrten mit dem DS N°8 schnell auf Wohlfühlniveau gebracht werden. Die Klimaanlage und die Wärmepumpe müssen weniger stark arbeiten – was der Effizienz beim Stromverbrauch und damit der Reichweite entgegenkommt.

Bei der Gestaltung des Cockpits geht der DS N°8 eigene Wege. Das erwähnte Lenkrad mit den vier Speichen im X-Design fällt besonders auf. Die Multifunktions-Bedienelemente sind auf berührungsempfindlichen Flächen an beiden Seiten des Pralltopfs zusammengefasst. Dahinter sind Schaltwippen zur Steuerung der Energie-Rekuperation angebracht. Alle für den Fahrer relevanten Informationen werden auf einem 10,25 Zoll großen Kombiinstrument angezeigt; ausstattungsabhängig gibt es zudem ein Head-up-Display.

Einen eigenen Weg geht DS Automobiles auch bei der Gestaltung des Infotainment-Touchscreens. Das 16-Zoll-Display ist sehr breit und dafür ziemlich flach, stört somit die Aussicht nach vorn weniger. An den beiden Rändern lässt sich die Temperatur der Zweizonen-Klimaautomatik steuern. Bei aktiver Routenführung steuert das Navigationssystem auch die Ladeplanung mitsamt einer Vorkonditionierung des Akkus vor einem Ladestopp. Zur Anzeige verfügbarer Ladestopps ist das Navi online. Der Zugang soll für einen Zeitraum von drei Jahren ab Erstzulassung gratis sein, danach ist der Abschluss eines Abos fällig.

Drei Antriebs-Varianten zur Wahl

Der neue DS N°8 ist in drei Variationen aus Elektroantrieb und Stromspeicher erhältlich. Das Basismodell trägt einen NMC-Akku mit einer netto nutzbaren Speicherkapazität in Höhe von 74 kWh. Der Elektromotor mit 170 kW (231 PS) treibt die Vorderräder an, sein Drehmoment liegt bei maximal 345 Nm. In 7,7 Sekunden beschleunigt der Basis-Achter aus dem Stand auf 100 km/h. Per Boost-Funktion kann der Fahrer kurzzeitig – bei allen Motorvarianten – bis zu 35 Extra-Pferdestärken abrufen. Nach WLTP-Norm soll der DS N°8 mit Frontantrieb und Basis-Akku eine Reichweite von 525 Kilometern ermöglichen.

Im Long-Range-Modell hat der Nickel-Mangan-Kobalt-Akku eine nutzbare Speicherkapazität von 97,2 kWh. Der Elektromotor kommt bei unverändertem Drehmoment auf eine Leistung von 180 kW (245 PS). Als Reichweiten-Champion innerhalb der Baureihe soll diese Variante einen Aktionsradius von bis zu 750 Kilometern bieten. Bei konstant 120 km/h auf der Autobahn soll man im DS N°8 über 500 Kilometer bis zum nächsten Ladestopp zurücklegen können – sofern man nicht den Nullhundert-Wert von 7,8 Sekunden ausprobiert.

Das Topmodell hat einen zweiten E-Motor an der Hinterachse und somit Allradantrieb. 260 kW (354 PS) und ein Drehmoment von 511 Newtonmetern stehen bereit. 688 Kilometer Reichweite mit dem auch hier eingesetzten 97,2-kWh-Akku stellt DS Automobiles in Aussicht. In 5,4 Sekunden erreicht dieser DS N°8 Landstraßentempo. Gestartet wird stets mit beiden E-Maschinen. Um eine bestmögliche Energieeffizienz zu erlangen, fährt der Top-N°8 im Geschwindigkeitsbereich zwischen 15 und 140 km/h nur unter Einsatz des Frontmotors, sofern man nicht per Kickdown am Fahrpedal die zweite Maschine hinzuschaltet. In den Fahrmodi Sport und AWD arbeiten immer beide Motoren. Die Anhängelast des Allradlers liegt bei 1.600 Kilogramm, bei den Frontantriebs-Versionen sind es 200 Kilogramm weniger. Die Höchstgeschwindigkeit ist stets bei 190 km/h elektronisch begrenzt.

Ladeleistung maximal 160 kW

Wechselstrom zieht der DS N°8 über drei Phasen mit elf kW. Später soll als Option die Möglichkeit, mit 22 kWh zu laden, ins Programm einziehen. Am Schnelllader sind über den CCS-Anschluss 160 kW möglich. Ein eher durchschnittlicher Wert, viele Mitbewerber können deutlich mehr. Die Franzosen kontern mit der Aussicht auf eine lang anliegende Maximal-Ladeleistung. 160 kW sollen zwischen 20 und 55 Prozent Ladezustand anliegen, nicht nur als kurze Spitze. In 27 Minuten soll man den Akku von 20 auf 80 Prozent Füllstand bringen können.

Zwei Niveaus: Pallas und Étoile

Das Basismodell des DS N°8 trägt den Namen Pallas. Hier ist der Innenraum mit Kunstleder ausgeschlagen, die Felgen haben einen Durchmesser von 19 Zoll. Darüber rangiert die Ausstattunglinie Étoile mit 20-Zöllern (optional 21-Zoll-Felgen). Blaues Alcantara spannt sich über Sitze und Innenverkleidungen, gegen Aufpreis gibt es Nappaleder in Schwarz oder Braun. Die vom DS7 bekannte "DS Active Scan Suspension" verarbeitet Informationen einer Front-Kamera für die Echtzeit-Anpassung der adaptiven Stoßdämpfer. Für den DS N°8 Étoile kann man eine Zweifarben-Lackierung wählen; Dach und Motorhaube tragen dann Schwarz. Ein Panorama-Glasdach ohne Öffnungs-Funktion gibt es als Einzel-Extra, andere Sonderausstattungen werden in Paketen zusammengefasst.

Preise und Marktstart

Bestellbar ist der neue DS N°8 seit Februar 2025, ab Sommer werden die ersten Fahrzeuge an Händler und Kunden ausgeliefert. Der Grundpreis für den DS N°8 liegt bei 57.700 Euro für den 169 kW starken Fronttriebler in der Ausstattungsvariante Pallas. Die Long Range-Variante mit Vorderradantrieb und 180 kW ist ab 63.200 Euro zu haben. Die Allradversion mit 275 kW ist in der Pallas-Version ab 68.100 und als Étoile ab 75.000 Euro erhältlich.

Gebaut wird der DS N°8 im italienischen Melfi – dort wird ein ähnlich großes Elektro-Crossover-Fahrzeug auch unter Lancia-Flagge vom Band laufen.