Im Winter haben Elektroautos mit Reichweiten-Verlusten zu kämpfen und die Ladezeit der Akkus verlängert sich. Jetzt gibt es einen ausführlichen Test mit zwanzig verschiedenen Elektroautos aus allen Segmenten.
Im Winter haben Elektroautos mit Reichweiten-Verlusten zu kämpfen und die Ladezeit der Akkus verlängert sich. Jetzt gibt es einen ausführlichen Test mit zwanzig verschiedenen Elektroautos aus allen Segmenten.
Dass Elektroautos gerade in der kalten Jahreszeit mit Reichweiten-Einbußen und verminderter Akku-Performance zu kämpfen haben, wurde von Kritikern der Antriebstechnologie längst als Angriffspunkt erkannt. Niedrige Temperaturen verlangsamen die elektrochemischen Prozesse, wodurch wiederum der Innenwiderstand erhöht wird. Das sorgt dafür, dass die Spannung bei gesteigertem Stromfluss sinkt – der Akku entleert sich schneller. Wie genau sich das auf den elektroautomobilen Alltag auswirkt, hat nun das norwegische Pendant des ADAC, die Norwegian Automobile Federation (NAF), in einem ausführlichen Wintertest ermittelt.
Mit einer illustren Truppe von 20 Elektroautos aus allen Segmenten haben sich die Tester ins Eis begeben. Dort wurden die Autos so lange gefahren, bis sie keinen Tropfen Saft mehr in der Batterie hatten und stehen blieben. Nur so ließe sich die tatsächliche Reichweite beziffern, erklärt die NAF. Die übergeordnete Erkenntnis aus dem Prozedere: Im Schnitt sorgen eisige Temperaturen für einen Reichweiten-Einbruch von rund 18,5 Prozent gegenüber den WLTP-Angaben.
Das Testrunde der Norweger setzt sich aus mehreren Abschnitten zusammen. Neben Stadtverkehr und Landstraßen sind darunter auch schneller gefahrene (110 km/h) Autobahnabschnitte und die Überquerung eines Gebirgspasses. Dem Hyundai Kona Elektro gelang hier die größte Übereinstimmung aus Reichweiten-Angabe und Kälte-Reichweite. 449 Kilometer gibt der Hersteller an (mittlerweile wurde sogar auf 484 Kilometer aufgestockt), und 405 Kilometer weit pflügte der SUV in der echten Welt durch den Schnee.
Am anderen Ende der Skala steht der Opel Ampera-e, der lediglich 70 Prozent seiner angegebenen Reichweite auf die eisige Straße bringt. 297 statt 423 Kilometer waren es präzise. Eine Reichweite von rund 300 Kilometern sind zwar noch immer alltagstauglich, doch die NAF stellt fest, dass die Kombination aus hohem Grundpreis und einem Ladevorgang mit maximal 50 kW den Opel im Vergleich alt aussehen lassen.
Am weitesten kam im Test das Tesla Model S Long Range. Doch bevor die Marken-Fans nun jubilierend aufspringen, hier die schlechte Nachricht: Im prozentualen Verhältnis zwischen der ermittelten und der WLTP-Reichweite, landet der E-Auto-Pionier neben dem Ampera-e auf dem vorletzten Platz. 74 Prozent seiner 610 versprochenen Kilometer setzte das Model S in messbare Strecke um. Dass der Tesla trotzdem am weitesten kommt, liegt daran, dass er von Haus aus bereits am meisten Puste hat.
Eine weitere Erkenntnis des Tests – vielleicht eine Erfahrung die Sie bereits selbst gemacht haben – waren einige Extra-Kilometer, die man trotz leer gesaugtem Akku erhält. Dafür muss man das Auto lediglich 20 bis 30 Minuten stehen lassen und dann erst wieder starten. Auf der Autobahn hilft das freilich wenig, wenn Sie aber nur kurz vor der nächsten Ladesäule oder der heimischen Garage liegenbleiben, ist das ja ein hilfreicher Hinweis.
Ob die Autos an Schnellladesäulen bei Kälte die versprochene Performance liefern, hat die NAF ebenfalls überprüft. Dafür wurden die Kontrahenten zuvor zwei Stunden lang auf der Autobahn gefahren, um den Akku zu erwärmen. Anschließend ging es unverzüglich direkt zur Säule. Dort zeigte sich ein bereits bekanntes Phänomen – gegen Ende des Ladevorgangs flacht die Kurve der Ladeleistung zusehends ab. Das ist mit ein Grund dafür, dass von den Herstellern zumeist nur die Dauer einer Ladung von zehn auf 80 Prozent angegeben wird – denn nach hinten raus wird es zäh.
Unter den 20 Kontrahenten konnte der Audi E-Tron 55 Quattro mit der sattesten Ladeleistung bis zum Schluss überzeugen. In 27 Minuten brachte der Ingolstädter bei -2 Grad die besagte Ladung von zehn auf 80 Prozent hinter sich. Schlusslicht ist abermals der Opel Ampera-e, in dieser Disziplin allerdings flankiert von Nissan Leaf und Renault Zoe. 95 Minuten hängt der Opel an der Schnur, 65 Minuten der Renault und 75 Minuten der Nissan. Allerdings muss man hier auch anmerken, dass der Zoe nur 22 kW Ladeleistung verspricht (die er auch erreicht), während Leaf zu 50 und Ampera-e zu 55 kW fähig sein sollen. Alle getesteten Autos und ihre Ergebnisse finden Sie in der Bildergalerie oben im Artikel.
In Summe bringt dieser Test an sich keine völlig neuen Erkenntnisse – zumindest für diejenigen, die mit Elektroautos vertraut sind. Doch genaue Zahlen aus der echten Welt zu haben, hilft auf jeden Fall.