Lange nicht gesehen: den Tipo. Jetzt aber wieder. Kürzlich strich Fiat das Motorenangebot zusammen. Ein 48-Volt-Hybrid soll es nun richten. Ob das klappt? Test.
Lange nicht gesehen: den Tipo. Jetzt aber wieder. Kürzlich strich Fiat das Motorenangebot zusammen. Ein 48-Volt-Hybrid soll es nun richten. Ob das klappt? Test.
Frei nach dem Motto "Viel Auto für wenig Geld" galt der Tipo lange als Geheimtipp für alle, die einen praktischen Kombi suchten. Damit ist es jetzt vorbei. Fiat kürzte sein Motorenportfolio zusammen. Die bislang erhältlichen Antriebe, ein Dreizylinder-Benziner (100 PS) sowie zwei Diesel (95 und 130 PS), sind weg.
Übrig bleibt eine 48-Volt-Hybrid-Variante mit 130 PS, die 29.990 Euro kostet. Deftig für einen Kombi, der einst ab 18.000 Euro zu haben war. Die neue Cross-Variante mit mehr Bodenfreiheit und robuster Beplankung kommt auf 31.490 Euro. Für den Testwagen, hier in der Edition RED, ruft Fiat sogar 32.880 Euro auf, wobei einige Euro an RED gehen, einen Hilfsfonds, um Bedürftige im Kampf gegen Krankheiten wie Aids oder Covid zu unterstützen.
Dafür fehlt es dem Cross-Kombi nicht an üppiger Ausstattung. Dem Sondermodell vorbehalten sind rote Spiegelkappen sowie schwarze Stoffsitze aus recycelten Meeresabfällen mit großen Fiat-Monogrammen und roten Nähten.
Ohnehin macht das Interieur einen stimmigen Eindruck. An harten Kunststoffen mangelt es zwar nicht, nett gemasert und in einem einheitlichen Look gehalten, stören sie aber kaum. Dazu überzeugt der luftige Tipo mit einem schwungvoll geformten Armaturenbrett sowie einer verständlichen Bedienung mit Drehreglern für die Klimaautomatik und großem Touchscreen.
Eher karg geht es im Fond zu. Die Insassen müssen sich mit einer kurzen und straffen Bank samt steiler Lehne sowie einer mickrigen Armauflage arrangieren und auf eigene Luftausströmer verzichten. Gepäck kann dafür reichlich (550 bis 1.650 Liter) mit. Eine solide Bodenplatte, die sich hochgeklappt sogar fixieren lässt, und ein riesiges Unterbodenfach erhöhen den Nutzwert.
So weit alles okay. Der Antriebsstrang, der auch in der 500er-Familie zum Einsatz kommt, überzeugt allerdings nicht. Fiat kombiniert einen 130 PS starken Turbobenziner mit einem ins Doppelkupplungsgetriebe integrierten Elektromotor, der es auf 15 kW bringt. Bis auf etwa 30 km/h oder drei Kilometer lang verspricht Fiat ein geschmeidiges und flottes Anfahren im Elektromodus. In der Praxis klappt das nur begrenzt. Selbst bei sehr sensiblem Gasfuß bittet der Tipo den Benziner rasch unter nervigem Geruckel hinzu und koppelt ihn sodann nur unwillig wieder ab. Selbst sanftes Ausrollen vor roten Ampeln fällt dem Fiat schwer. Vielmehr presst er die Gänge regelrecht rein.
Nur wenn der Antrieb gefordert wird, entwickelt er eine gewisse Harmonie. Dann geht der Fiat tatkräftig voran, baut seine Leistung gleichmäßig auf. Allerdings hat der eigenwillige Hybridmodus auch etwas Gutes: Der Testverbrauch fällt mit 6,1 Litern Super erfreulich niedrig aus.
Toleranz erfordert auch das Fahrverhalten. Holpriges Federn sowie Fahrwerksgepolter begleiten den Tipo bei nahezu jeder Geschwindigkeit. Dazu bremst der Kombi viel zu zaghaft, und seine indifferente Lenkung erstickt jegliche Agilität. Darum: Trotz der Wiedersehensfreude sind mehr als drei Sterne nicht drin.
Nein, so klappt das nicht. Wer bitte schön zahlt 30.000 Euro für einen Kombi mit solchen Schwächen, wenn bei Ford oder Opel deutlich bessere Autos auf Kundschaft warten? Nur der niedrige Verbrauch könnte locken.
Fiat Tipo Kombi Hybrid (RED) | |
Grundpreis | 32.880 € |
Außenmaße | 4571 x 1792 x 1514 mm |
Kofferraumvolumen | 550 bis 1650 l |
Hubraum / Motor | 1469 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung | 96 kW / 130 PS bei 3750 U/min |
Höchstgeschwindigkeit | 206 km/h |
0-100 km/h | 9,4 s |
Testverbrauch | 6,1 l/100 km |