Die Zeit der großen Automessen ist vorbei? "Auf keinen Fall", sagt der Chef des Genfer Auto Salons, der in diesem Jahr in Katar stattfinden soll und ab 2024 zusätzlich nach Genf zurückkehren.
Die Zeit der großen Automessen ist vorbei? "Auf keinen Fall", sagt der Chef des Genfer Auto Salons, der in diesem Jahr in Katar stattfinden soll und ab 2024 zusätzlich nach Genf zurückkehren.
Automessen haben lange Tradition. Allein die Messe in Genf wurde erstmals 1905 eröffnet. Die IAA gibt es sogar seit 1897. Auch wenn die Ausstellungen damals deutlich anders aussahen als zuletzt. Denn als beispielsweise die IAA im vorletzten Jahrhundert am 30. September erstmals ihre Pforten im Berliner Hotel Bristol öffnete, waren dort vier Benz, zwei Lutzmann aus der Anhaltischen Motorwagenfabrik, ein Kühlstein aus Charlottenburg und ein Daimler zu sehen.
Aus acht Fahrzeugen wurden über die Jahre weit über 8.000 Fahrzeuge, die die Hersteller jedes Jahr zu den unterschiedlichsten Messen, Shows und Salons auf der ganzen Welt schiffen.
In den vergangenen Jahren sank das Interesse an den Automobilausstellungen aber zusehends – nicht zwangsläufig bei den Besuchern, sondern vor allem bei den Herstellern. Zu groß wurden die Ausstellungen, zu wenig Fahrzeuge wurden verkauft und zu ausufernd die Kosten für die einzelnen Stände. Aus diesem Grund streichen immer mehr Autobauer ihre Marketingbudget für die prachtvollen Messebauten zusammen und veranstalten eigene, kleinere Events, bei denen sie nach eigenen Angaben Kosten sparen und dennoch mehr Reichweite bei ihrer Kundschaft erzielen.
"Dass es mit dem immer größer immer mehr nicht ewig so weitergehen konnte, war klar", meint Sandro Mesquita. Der CEO der Geneva International Motor Show (GIMS) und damit Ausrichter des Genfer Auto Salons. "Wir haben den Herstellern aber auch nie gesagt, sie sollen Kathedralen auf den Automessen bauen", wischt Mequita den Ärger über die Kostenexplosion der Hersteller vom Tisch. "Ich bin überzeugt, wenn sich die Hersteller auf ihre Fahrzeuge und das Erleben ihrer Fahrzeuge konzentrieren, haben Autoshows eine Zukunft."
Dass die nicht ausschließlich an westliche Länder gebunden ist, zeigt auch die bereits 2020 angebahnte Kooperation der GIMS mit dem Tourismusministerium von Katar. Denn auch wenn es auf Anhieb komisch klingt, findet 2023 der Genfer Auto Salon nicht in der Stadt am See, sondern im kleinen Wüstenstaat im Persischen Golf statt. Genauer: vom 7. bis 14. Oktober 2023. "Das wäre auch passiert, wenn das eigentliche Event in der Schweiz, im Frühjahr dieses Jahres stattgefunden hätte und aufgrund von wirtschaftlichen und politischen Unsicherheiten abgesagt worden wäre", erklärt Mequita. Der Vertrag für die Messe in der Hauptstadt Doha laufe mindestens zehn Jahre und zum Auftakt findet parallel zur Genfer Messe in Katar auch das Formel-1-Rennen zum Großen Preis von Katar stattfinden. Der Rundkurs namens Losail Circuit wurde eigens für die Formel 1 und die GIMS in Katar aufwendig umgebaut, berichtet der Messe-CEO. Denn dort sollen nach dem Formel-1-Rennen auch Testfahrten der ausstellenden Marken stattfinden. Die Messe selbst soll im Doha Exhibition and Conventions Center (DECC) stattfinden, das von üppigen Parkanlagen sowie 4- und 5-Sterne-Hotels mit insgesamt 6000 Zimmern gesäumt ist und fünf säulenfreie Hallen mit rund 29.000 Quadratmetern bietet. So viel zum Thema keine Kathedralen.
Welche Autohersteller nach Katar kommen, sei noch nicht klar. Das Interesse der Besucher aus der Region (über 200.000 sind geplant) sei aber gewaltig – und das der Hersteller zumindest vorhanden. Denn obwohl die offizielle Registrierung erst am 1. Februar starte, habe man bereits mehrere Anmeldungen von Herstellern. Vor allem asiatische Autobauer seien interessiert.
Ein Ende der Messe in Genf sei durch das Engagement aber nicht zu erwarten. Bereits 2024 wolle man die GIMS auch wieder in ihrer angestammten Heimat in Genf ausrichten. Ob die Hersteller dann auf ihre Kathedralen verzichten, bleibt abzuwarten. Denn der Ausflug nach Katar verspricht keine Abkehr vom Prunk und Protz auf den Messeständen.
Oben in der Galerie finden sie die coolsten Messe-Highlights aus 90 Jahren Genfer Auto Salon.
Die Geneva International Auto Show, kurz GIMS findet in Katar statt. Seit der Fifa-Fußball-WM im Wüstenstaat wundert das wohl niemanden mehr. Laut der Ausrichter sei das Interesse der Besucher an der Messe groß. Ob der neue Ort auch die Autohersteller überzeugen kann, bleibt offen.