15 spektakuläre Porsche-Studien, die noch nie öffentlich gezeigt wurden, gibt es nun zu sehen. Darunter der erste Taycan, ein Van, ein 911 Safari und viele mehr. Wir haben alle Conceptcars von 2005 bis 2019 im Steckbrief für Sie.
15 spektakuläre Porsche-Studien, die noch nie öffentlich gezeigt wurden, gibt es nun zu sehen. Darunter der erste Taycan, ein Van, ein 911 Safari und viele mehr. Wir haben alle Conceptcars von 2005 bis 2019 im Steckbrief für Sie.
Porsche-Designchef Michael Mauer leitet seit 2004 das Design-Team im Entwicklungszentrum in Weissach. Hier in dem keinen Städtchen nur 25 Kilometer vom Stammwerk in Zuffenhausen entfernt, entstehen alle Serienmodelle – von der ersten Zeichnung über 1:1-Modelle bis hin zum seriennahen Prototyp. Anstatt sich wie andere Hersteller Designstudios in aller Welt zu halten, kommt die Welt nach Weissach. Zentral sind 120 Designer für Ex- und Interieur, Farb- und Materialexperten sowie Modellbauer und Ingenieure für Studien im Design-Studio beschäftigt. Und ständig arbeitet man dort an der Zukunft der Zukunft, an Ideen fürs Übermorgen, an Autos, die erst in 20 Jahren gebaut werden könnten und an Visionen für Technik und Mobilität.
Auch die Weiterentwicklung der Marken- und Portfoliostrategie wäre nicht denkbar ohne konkrete Ideen, wo Porsche in zehn, 15 oder 20 Jahren stehen könnte. "Alle Serienprojekte haben einen ganz klaren Rhythmus, sie müssen in einer bestimmten Anzahl von Monaten abgeschlossen sein. Wenn man sich in diesen Prozessen aus den Ideen und Konzeptstudien bedienen kann, werden die Serienprodukte ganz automatisch innovativer. So hält man die Formensprache seiner Produkte und auch die Mannschaft frisch und legt sich einen Grundstock an Ideen an, aus dem man sich bedienen kann," sagt Mauer. "Ohne Visionen wird man die Autos, die erst in fünf Jahren erscheinen, an der aktuellen Formensprache orientieren", erklärt der Design-Boss. "Statt mit Innovationen neue Trends zu setzen, würde man auf der Stelle treten." Entsprechend lässt CEO Oliver Blume dem Designbereich seine Freiräume, auch wenn man bei besonders verrückten Ideen noch den Kopf schütteln würde und "sich fragt, ob das denn ein Porsche sein kann."
Dazu gehören sicher auch der Tri-Wing S-91x Pegasus Starfighter für den Star Wars-Film oder ein rein elektrischer Porsche Van. Aber lassen Sie sich überraschen und wagen Sie mit uns einen Blick zurück in die Zukunft.
Jahr: 2005 – Entwicklungsstufe: Hartmodell im Maßstab 1.1
Wie der Name es schon preisgibt, orientiert sich die unterdessen zwei Jahrzehnte alte Studie am legendären Supersportwagen Porsche 906 aus dem Jahr 1966. Das Mittelmotor-Coupé wurde auf Basis des 906 Bergspyders entwickelt und kam mit Flügeltüren daher.
"Der Gestaltungsprozess solcher Visionen ist sehr frei", erklärt Michael Mauer. "Man muss sich nicht an vordefinierte Produktidentitätsmerkmale halten. So sind auch die Scheinwerfer als futuristische Lichtquelle in einem Lufteinlass entstanden. Als es später darum ging, eine Identität für unsere Elektromodelle zu entwickeln, haben wir uns diese Entwürfe wieder angesehen. Die radikale Idee, statt eines Deckglases einfach eine Lichtquelle in eine Öffnung zu integrieren, schien uns passend. Nun nähern wir uns diesem Ideal an."
Die hochaufragenden Kotflügel zitieren nicht nur den Urahnen und sind als zwei "ineinandergeschobene Körper inszeniert" – mit der Lücke zwischen den Elementen als Lüftungskanal für einen leistungsstarken Mittelmotor. Für Michael Mauer ist es ein zentrales Gestaltungsmerkmal. "Moderne Hypercars leben stark von ihrer Aerodynamik und ihren Durchdringungen, die aus den enormen Lüftungsanforderungen resultieren."
Jahr: 2012 – Entwicklungsstufe: Fahrbarer Prototyp
Das Thema Offroad-Elfer poppt seit vielen Jahren in Fan-Kreisen hoch. 1984 gewann Porsche mit drei 953-Prototypen die Rallye Paris-Dakar, 1989 zeigten zum 80. Geburtstag von Ferry Porsche die Zuffenhausener mit dem Panamericana eine Studie auf Basis der Baureihe 964 mit Karbon-Karosserie, Sechszylinder-Boxer mit 250 PS und Allradantrieb. Danach zeigten Tuner, Photoshopper und Restomodder höhergelegte 911er. Auch Porsche arbeitete an einem entsprechenden Projekt. Auf Basis eines 991 schufen sie 2012 einen fahrbaren Prototyp: Porsche 911 Vision Safari.
Das Modell zeichnet sich durch eine Martini-Racing-Lackierung mit kräftig ausgestellten und abgesetzten Radhäusern aus. Das spartanischen Rallye-Cockpit mit Rennsitzen und Überrollbügel entspricht ganz dem historischen Rallye-Vorbild. Sogar eine Helmablage auf dem Lüftungsrad hinter den Sitzen haben die Designer eingeplant – zum Herunterkühlen des Helmes.
Seine Fahr-Debüt feierte das Modell auf der Schotterstrecke des Prüfgeländes in Weissach.
Jahr: 2013 – Entwicklungsstufe: Hartmodell im Maßstab 1:1
Das Thema Safari lässt die Porsche-Designer offenbar nicht los und sie sahen wohl auch beim Macan das Potenzial für mehr Offroad-Feeling. In Anlehnung an den 911 Safari aber auch an den 959 Paris-Dakar schufen die Designer in Weissach den Macan Vision Safari.
Das Modell ist als Dreitürer ausgelegt, zeigt grobstollige Reifen auf Fuchsfelgen, rote Bremssättel sowie aufgesetzte schwarze Radkastenverbreiterung mit sichtbarer Verschraubung. Ein expressiver Dachkantenspoiler mit neu gestalteter breiter Bremsleuchte sowie ein großer Diffusor runden die Heckansicht ab. Hingucker: Die schmalen Dachlampen.
Jahr: 2013 – Entwicklungsstufe: Hartmodell im Maßstab 1:1
Manchmal muss man ein Pferd von hinten aufzäumen. So ist es beim Porsche 904 Living Legend passiert. Zunächst faszinierte die Designer die Form des Einliterautos von VW, das als XL 2014 in einer Kleinserie an den Start ging. Das Monocoque-Chassis aus Karbon war wie gemacht für eine leichte und kompakte Fahrzeugarchitektur, so Porsche, um "einen radikal kleinen und minimalistischen Sportwagen zu entwickeln". Nach diversen Versuchen mit Karosserieformen stellte das Designteam fest, dass man sehr nahe an die Proportionen und die Dimensionen des Porsche 904 von 1963 heran reichte.
Knappe Überhänge, kräftig ausgestellte Radhäuser, tiefe Einzüge in der Mitte zeichnen die nur 900 Kilo schwere Studie aus. An der Front sehen wir die Scheinwerferform, die später ähnlich beim Taycan verbaut wird. Die dynamische Form des Flügeltürers ist in der seitlichem Heckansicht erst so richtig zu erkennen. Die Passagierkanzel verjüngt sich extrem nach hinten, die Fensterfläche fällt schmal aus, die hinteren Kotflügelbacken geben die Heckform vor. Eine schmale LED-Lichtleiste spannt sich über die gesamte Breite. Markige Auspuffendrohre rechts und links geben dem "Hintern" eine gewisse Breite. Und was steckt unter der Heckhaube mit den markanten Ausbuchtungen? Porsche hält einen hochdrehenden V2-Motorrad-Motor für adäquat.
Jahr 2013 – Entwicklungsstufe: Claymodell im Maßstab 1:1
Ein Modell aus der Unseen-Fraktion das bereits der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Supersportwagen-Vision ist Teil der Ausstellung "Colours of Speed" im Porsche Museum zum 50. Jubiläum des Porsche 917. Ein kleines Team von 20 Mitgliedern aus der Design- und Entwicklungsabteilung von Porsche schufen das Concept Car mit der Nummer 23 in sechs Monaten. Auch das ist eine Reminiszenz an das Modell, das mit Hans Herrmann und Richard Attwood am Steuer erstmals die 24 Stunden von Le Mans gewann. Da Porsche fast zeitgleich in die LMP1-Weltmeisterschaft einstieg, wurde an der Studie damals nicht weitergearbeitet.
Die 917-Studie zitiert jedoch nicht nur Farbgebung und Startnummer des 917. Sie zeigt sich auch mit einer Fahrgastkanzel, die mittig angeordnet ist, stark ausgeprägten Kotflügeln und einer flachen Frontpartie. In Wellenform leitet die Karosserie den Blick an hinten. Dort endet die Studie im Vergleich zum Original in einem relativ kurzen Überhang. In den Radhäusern drehen sich riesige Leichtmetallfelgen mit Zentralverschluss. Und nicht nur die kommen einem bekannt vor. Das Styling der Studie lehnt sich stark an den Porsche 918 an, der 2013 auf der IAA debütierte.
Jahr: 2014 – Entwicklungsstufe: Fahrbarer Prototyp
Auf Basis des Boxster der Baureihe 981 (2012 – 2016) baute das Team um Designchef Michael Mauer den Boxster Bergspyder auf. Damit erinnert an Porsche die lange Tradition der Marke beim alpinen Motorsport der 50er- und 60er-Jahre und zitiert den legendären 909 Bergspyder, der vom damaligen Entwickungsleiter und spätern VW-Boss Ferdinand Piëch aufgebaut wurde. Der radikale 909 mit Alu-Gitterohrrahmen kam auf nur 384 Kilogramm und gilt als leichtester Rennwagen, den Porsche jemals im Motorsport eingesetzt hat. Als Antrieb kam ein Zweiliter-Achtzylinder-Boxer zum Einsatz, der 275 PS leistet und eine Top-Speed von 250 km/h erreichte. Um die Kraftstoffversorgung während der Bergrennen zu gewährleisten, wurde ein 15 Liter großer Druckspeicher aus Titan verbaut.
Wie sein Vorbild kommt der 1.130 Kilo schwere Boxster Bergspyder nur mit einer Stummelheckscheibe daher. Türgriffe: Fehlanzeige. Verdeck: Fehlanzeige, lediglich eine Persenning aus Kunstleder schützt den Innenraum. Der Fahrer sitzt einsam in seinem Cockpit, auf der Beifahrerseite ist nur Platz für einen Helm. Hinter dem Piloten türmt sich ein Überrollbügel auf. Zwei Airdomes geben der Heckansicht zusammen mit dem großen Spoiler eine gewisse Dramatik. Unter den Abdeckungen ist der 3,8 Liter große Boxermotor mit 393 PS zusehen.
Als eines der wenigen Modelle aus der "Unseen"-Kollektion wurde das Modell tatsächlich der Öffentlichkeit schon 2019 gezeigt – und zwar beim Bergrennen am Gaisberg 2019. Seitdem ist es auch Teil der Sammlung des Porsche Museums.
Jahr: 2016 – Entwicklungsstufe: Claymodell im Maßstab 1:1
Auch bei diesem Modell bemüht das Design-Team aus Weissach die Tradition der Marke und deren Rennsportvergangenheit. Hier steht der Porsche 550 Pate, der 1953 beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans debütierte. Am Steuer der 78 PS starken und nur 550 Kilo schweren Renners: Helmut Göckler und Hans Herrmann.
Auf Basis des Porsche Boxster haben die Designer 2016 die Studie auf die Räder gestellt, die als Vorgänger für den aktuellen Porsche 718 Cayman GT4 gilt. Der Straßensportler macht dank der martialischen Optik seine Sportgene klar. Der Achtzylinder-Boxer im Heck erhält seine Frischluft über die seitlichen Lamellen in den hinteren Seitenfenstern, getankt wird über einen zentralen Stutzen an der Front, Startnummer rundum symbolisieren die Nähe zur Rennstrecke.
An der Front sind zusätzliche Leuchten fast mittig im Stoßfänger untergebracht. Sie erinnern ein wenig an die Alpine A110. Die Seitenansicht ist geprägt von für Porsche untypischen langen Überhängen. Das Heck zeigt mittig angeordnete Auspuffendrohre, die die Frontleuchten widerspiegeln. Augenfällig ist der schmale Heckleuchtenschlitz, wie wir ihn bei aktuellen Porsche-Modellen kennen. Dazu ziehen die beiden langen Heckfenster den Blick auf den Achtzylinder. Der Hingucker: Bug- und Heckhaube lassen sich gegenläufig öffnen, wobei am Heck ein Großteil der Karosserie nach oben hinten schwingt.
Den Zugang zum Porsche Le Mans Living Legend gewähren Flügeltüren, die am Dach angeschlagen sind. Fahrer und Beifahrer müssen jedoch einen massigen Schweller überwinden, bevor sie es sich in den Schalensitzen bequem machen können.
Jahr: 2016 – Entwicklungsstufe: Claymodell im Maßstab 1:1
"Lass das den Prakti machen", lautet oft die Ansage, wenn es um eher langweilige und unangenehme Aufgaben geht. Bei Porsche sieht man das anderes und hat den Praktikanten im Design-Team machen lassen – und zwar eine Neuinterpretation des 916.
Rückblende: Der 916 war eine Weiterentwicklung des 914/6 mit stärkerem Motor. Das Modell ging zwar nie in Serie, wurde aber 1971 elf Mal gebaut – davon zehn Mal als Vorserienfahrzeug. Angeblich sollen sich die Familien Porsche und Piëch fünf Exemplare mit dem 2,4 Liter großen und 190 PS starken Sechszylinder gesichert haben.
Beim Vision 916 ist der Prakti mit der Zeit gegangen, hat sich vom Leichtbau-Modell inspirieren lassen. Heraus kam eine sportliche Studie mit knappen Überhängen und einem rein elektrischen Antrieb über vier Radnabenmotoren. Alle vier angetriebenen Räder hausen in mächtigen Radhäusern, die dem Modell ein stark maskulines Äußeres geben. An der Front gibt es lediglich ein LED-Lichtband als Scheinwerfer, die spitz zulaufende Nase ist am Heck ebenfalls zu erkennen. Geduckt wurde die Fahrerkanzel integriert, die über ein umlaufendes Fensterband ohne sichtbare A-Säule gestaltet ist.
Jahr 2016 – Entwicklungsstufe: Hartmodell im Maßstab 1:1
Machen wir es kurz: Wir sehen den Porsche Taycan – in einer ersten Entwicklungsstufe. Michael Mauer erinnert sich: "Im Vorbeigehen sah ich auf dem Zeichentisch eines Designers in unserem Studio eine schematische Darstellung des Porsche 918. Eine Linie war mit dem Filzstift nachgezogen worden, um die Fallung zu verdeutlichen. Aus dem Augenwinkel sah das für mich aus wie eine hintere Türfuge. Ich war verblüfft."