Rennanalyse GP Miami 2025: Red-Bull-Protest abgeschmettert

Rennanalyse GP Miami 2025
Deshalb floppte der Red-Bull-Protest

GP Miami 2025
Veröffentlicht am 05.05.2025

Was entschied das McLaren-Duell?

Lando Norris hätte in Miami einen Big Point landen können. Nach dem etwas glücklichen Sprintsieg startete der Vizeweltmeister im Rennen am Sonntag zwei Plätze vor WM-Spitzenreiter Oscar Piastri. Doch der Vorteil von 16 Metern hielt nicht lange. Beim Versuch, sich Pole-Setter Verstappen zu schnappen, wurde Norris in Kurve zwei regelkonform neben die Bahn gedrückt, was ihn auf Platz sechs zurückwarf.

Die Kritiker waren natürlich sofort zur Stelle. Norris wird von vielen Experten eine chronische Zweikampf-Schwäche nachgesagt. Der Kritisierte versuchte gar nicht zu widersprechen: "Was soll ich sagen? Wenn ich nicht attackiere, schimpfen die Leute. Wenn ich aggressiv bin, passt es auch nicht. Ich kann einfach nicht gewinnen. Mit Max heißt es immer, crashen oder hinten bleiben. Ich habe den Preis dafür bezahlt, dass ich es nicht richtig hinbekommen habe."

Im Laufe des ersten Stints wurde der Pace-Vorteil des McLaren aber immer größer. Irgendwann war auch die Gegenwehr von Verstappen erschöpft. Piastri und Norris gingen vorbei und zogen vorne ihre Bahnen. Im Fall von Norris klappte die Attacke aber wieder erst im zweiten Versuch. Beim ersten Angriff in Kurve 11 rutschte er selbst neben die Strecke und musste die Position zurückgeben. Bis die McLaren-Doppelführung hergestellt war, lagen 8,6 Sekunden zwischen den Papaya-Rennern. Das war nicht mehr aufholbar.

Lando Norris & Oscar Piastri - Formel 1  - GP Miami 2025
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"Wenn Lando gewusst hätte, wie überlegen das Auto ist, wäre er am Start sicher etwas geduldiger gewesen", nahm Teamchef Andrea Stella seinen Fahrer in Schutz. "Dass er dann erst im zweiten Anlauf an Max vorbeikam, war Pech. Da war er nur ein paar Zentimeter neben der Strecke. Das hat ihn viel Zeit gekostet. Das sollten wir nicht überbewerten. Ich sehe da keinen großen Unterschied zwischen unseren Fahrern."

Dem Kommandostand machte Norris das Leben damit aber leicht: "Im letzten Stint auf den harten Reifen war Lando schneller als Oscar. Aber er hatte in den beiden Situationen mit Verstappen zu viel Zeit verloren. Sonst wäre es vielleicht zu einer interessanten Situation zwischen unseren Fahrern gekommen. Ich bin mir aber sicher, dass es in den nächsten Rennen noch dazu kommt", befürchtete Stella.

Wie kam George Russell aufs Podium?

Miami war eigentlich nicht das Wochenende von George Russell. Nach starken Leistungen in den ersten Rennen verlor der Teamkapitän das interne Quali-Duell gegen Rookie Kimi Antonelli gleich zwei Mal. Von Startplatz fünf schien das Podium weit entfernt. Doch dann halfen dem WM-Vierten eine Alternativ-Strategie und etwas Glück mit einer VSC-Phase.

Ollie Bearman - Formel 1  - GP Miami 2025
Zak Mauger via Getty Images

Dank den harten Reifen am Start blieb Russell beim Timing seines Boxenstopps flexibel. Das medium-bereifte Schwesterauto wurde schon in Runde 26 zum Service gerufen. Antonelli sollte den Undercut gegen Verstappen wagen, doch Red Bull reagierte sofort und wehrte den Angriff eine Runde später ab. Kaum war der Weltmeister wieder auf der Bahn, rollte jedoch Ollie Bearman mit einem Motorschaden aus. Um den Haas hinter die Bande zu schieben, aktivierte die Rennleitung das virtuelle Safety-Car.

Das eröffnete Russell eine Möglichkeit zum zeitsparenden Boxenstopp. Während das komplette Feld im Kriechtempo um den Kurs zuckelte, wickelte Mercedes den Reifenwechsel ab. Als der Silberpfeil wieder auf die Strecke einbog, sah Russell die Red-Bull-Nase im Rückspiegel. "Wir mussten Max reinholen, um Antonelli zu covern. Man kann seine Taktik ja nicht auf ein mögliches VSC auslegen", verteidigte Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Strategen. "Leider schaffte es Max danach nicht mehr ins DRS-Fenster von George."

Warum legte Red Bull Protest ein?

Red Bull versuchte, sich den verlorenen Podiumsplatz am Grünen Tisch zurückzuholen. Nach dem Rennen legte das Team Protest ein, weil man einen Verstoß von Russell festgestellt haben wollte. Anlass war die Panne beim Sauber von Gabriel Bortoleto, die zu einer gelben Flagge am Beginn der langen Geraden führte. Verstappen funkte direkt an den Kommandostand: "Checkt mal, ob George gelupft hat!" Und genau das machten die Ingenieure auch.

"Die Regeln sagen, dass man bei gelben Flaggen verlangsamen muss", erklärte Horner. "George hat zwar kurz gelupft, aber die GPS-Daten zeigen, dass sein Auto weiter beschleunigte. Die Beschleunigung war zwar nicht mehr so stark, aber das Tempo wurde nicht reduziert." Mit dieser Argumentation sprach Red Bull bei den FIA-Kommissaren vor, in der Hoffnung, dass Russell noch eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert.

George Russell - Formel 1  - GP Miami 2025
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Doch das Unterfangen blieb ohne Erfolg. In ihrer Begründung erklärten die Stewards, dass im Regeltext nicht genau erklärt wird, ob die absolute Geschwindigkeit reduziert werden muss, oder ob das Lupfen nur zu einer Reduktion im Vergleich zur normalen Rennpace an der Gefahrenstelle führen muss.

Laut Regelexperte Beat Zehnder vom Sauber-Team hätte sich Red Bull die Protestgebühr in Höhe von 2.500 US-Dollar sparen können: "Den Text im Reglement darf man nicht wörtlich nehmen. Bei doppelten gelben Flaggen heißt es ja auch, dass man bereit sein muss, anzuhalten. Das macht ja auch keiner. Bei einfacher gelber Flagge hat man sich darauf geeinigt, dass ein kurzes Lupfen reicht, um anzuzeigen, dass man die Situation erkannt hat."

Auch Pierre Gasly und Carlos Sainz, die wegen eines möglichen Flaggen-Vergehens vorgeladen wurden, durften ihre Positionen behalten. Für Russell endete das Wochenende dennoch nicht wie geplant. Nach der Podiumszeremonie litt der Pilot unter Magenkrämpfen. Er musste die Presserunde mit den beiden McLaren-Piloten ausfallen lassen.

Warum gab es Stunk bei Ferrari?

Ferrari lieferte mal wieder unfreiwillig Schlagzeilen. Beide Fahrer wurden in Miami mit unterschiedlichen Strategien ins Rennen geschickt. Nur drei Runden nach den Boxenstopps hing Lewis Hamilton dem Schwesterauto im Heck. Charles Leclerc hatte mit den harten Reifen zu Beginn des zweiten Stints einen klaren Grip-Nachteil gegen den Teamkollegen auf Medium-Gummis. Wenig später meldete sich Hamilton am Funk: "Ich verheize hier meine Reifen."

Doch der Kommandostand schien nicht zu reagieren. Also wurde Hamilton deutlicher. "Das ist kein gutes Teamwork." Wenig später legte er noch einmal nach: "In China habe ich auch Platz gemacht." Nach vier Runden wurde das Flehen endlich erhört. Leclerc wurde angewiesen, zur Seite zu fahren. Doch da hatten Hamiltons Reifen schon zu stark gelitten. "Wenn er früher durchgelassen worden wäre, hätte er Kimi wohl noch geschnappt", war man sich im Mercedes-Lager sicher.

Leclerc vs. Hamilton - Ferrari - Formel 1  - GP Miami 2025
Mark Sutton via Getty Images

Teamchef Frederic Vasseur sah die Sache ganz anders: "Wir haben nur eine oder anderthalb Runden mit der Entscheidung gewartet", behauptete der Franzose. "Wir mussten ja erstmal rausfinden, ob die Pace wirklich besser war, oder ob es sich nur um einen DRS-Vorteil handelte." Am Ende des Rennens spielte dann Leclerc den Haltbarkeitsvorteil der harten Reifen aus. Ferrari befahl einen erneuten Platztausch, was bei Hamilton nicht gut ankam. "Soll ich Sainz auch noch vorbeilassen?", spottete der Pilot.

Vasseur reagierte in seiner Presserunde gereizt auf die vielen Nachfragen: "Das hier ist doch nicht die Story des Tages. Ob wir auf sechs und sieben oder sieben und sechs einlaufen, spielt keine Rolle. Ich verstehe natürlich den Frust der Fahrer in diesen Situationen. Das ist ganz normal." Stattdessen versuchte der Franzose lieber zu erklären, warum es zu dem mittelmäßigen Ergebnis kam: "Wir haben im Qualifying mit frischen Reifen zwei Zehntel gegenüber alten Reifen verloren, andere wurden sechs Zehntel schneller. McLaren lag heute außer Reichweite. Aber mit besseren Startpositionen hätten wir mit Max und den Mercedes kämpfen können. Was im Qualifying schiefgelaufen ist, müssen wir analysieren."

Nico Hülkenberg - Formel 1  - GP Miami 2025
Icon Sportswire via Getty Images

Warum stoppte Hülkenberg so spät?

Sauber zeigte in Miami eine kleine Formsteigerung. Doch am Ende reiste man wieder ohne Punkte ab. Gabriel Bortoleto fiel mit einem Problem im Benzin-System aus. Nico Hülkenberg hielt auf Rang 14 nur die beiden Aston Martin hinter sich. Es hätte wohl ein besseres Ergebnis rausspringen können, doch die Sauber-Strategen warteten mit dem Boxenstopp bis zur 36. Runde, obwohl es zuvor gleich zwei VSC-Gelegenheiten für einen zeitsparenden Reifenwechsel gab.

"Das hat mich auch gewundert, warum ich da nicht reingeholt wurde. Es gab es eine kleine Diskussion am Funk. Da muss ich selbst mal fragen, was sich das Team dabei gedacht hat", zuckte der Pilot später mit den Schultern. Teamchef Jonathan Wheatley hatte nach dem Rennen allerdings auch keine befriedigende Erklärung parat.

"Bevor das virtuelle Safety-Car bei Bearman aktiviert wurde, haben wir über einen Boxenstopp diskutiert. Wir wollten Nico etwas länger draußen lassen, falls noch Regen kommt." Hülkenberg fuhr mit den alten harten Reifen relativ gute Rundenzeiten. Das ließ die Strategen offenbar zögern. Doch spätestens als Bortoleto ausrollte, hätte die Reißleine gezogen werden müssen. "Hier hätten wir das VSC vielleicht vorhersehen sollen. Das müssen wir uns nochmal anschauen und daraus lernen", entschuldigte sich Wheatley.