Mercedes will den CO₂-Ausstoß seiner Formel-1-Transporter senken. Bei den neun Europa-Rennen werden die F1-Trucks mit einem Biosprit betankt, der die Emissionen um 89 Prozent senken kann. Es ist bereits das zweite Experiment des Silberpfeil-Teams mit alternativen Kraftstoffen.
Normalerweise müssen Formel-1-Rennställe jeden Euro zwei Mal umdrehen, um in Zeiten des Budget-Deckels keine unnötigen Ausgaben zu generieren. Beim Thema Umwelt- und Klimaschutz haben sich die zehn Teams aber zusammen mit der FIA auf eine Ausnahmeregelung geeinigt. Kosten, die bei innovativen Nachhaltigkeitsprojekten anfallen, zählen nicht zu der begrenzten Summe.
Mercedes hatte schon in der vergangenen Saison ein erstes Experiment gestartet. Bei den letzten drei Europa-Rennen wurde ein besonderer Kraftstoff namens HVO100 ("Hydrotreated Vegetable Oil") in 16 LKWs gefüllt, die das Equipment quer über den Kontinent transportieren. Der Biosprit der zweiten Generation wird zu 100 Prozent aus nachhaltig gewonnenen erneuerbaren Rohstoffen wie Altölen und -fetten hergestellt.
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Schon 2022 sind die ersten Mercedes-Trucks mit Biosprit durch Europa gerollt.
Biosprit-Experiment ausgeweitet
Damit können die CO₂-Emissionen reduziert und die Auswirkungen des Frachtverkehrs auf die lokale Luftqualität durch die Verringerung von NOx- und Partikelemissionen gesenkt werden. Der erste Test im Vorjahr diente dazu, das Ausmaß der erreichbaren Kohlenstoffeinsparungen zu verstehen und die Herausforderungen bei der Beschaffung zu ermitteln.
Die Analyse ergab schließlich, dass die Verwendung von HVO100 die Frachtemissionen der LKW um satte 89 Prozent reduzierte. Deshalb entschloss sich das deutsch-britische Werksteam dazu, das Projekt in diesem Jahr sogar noch auszuweiten. Mercedes kündigte an, die komplette Actros F1-Flotte bei den neun Europa-Rennen mit dem Biosprit zu betanken.
Von den Startpunkten in England und in Deutschland und der anschließenden Fahrt hin und her über den Kontinent wird jeder Truck laut Mercedes zwischen 9.000 und 10.000 km zurücklegen. Ganz sicher sind sich die Verantwortlichen aber nicht, ob die Verfügbarkeit von HVO100 auch überall auf der Strecke gewährleistet werden kann.
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Die Frage lautet, ob HVO100 überall in den nötigen Mengen verfügbar ist.
Auswertung nach Saisonende
Deshalb spricht man statt der theoretisch möglichen CO₂-Einsparung von 89 Prozent zum jetzigen Zeitpunkt "nur" von einer angepeilten Emissionsreduzierung um mehr als 60 Prozent, was 200 Tonnen weniger CO₂ entsprechen würde. Eine vollständige Analyse der endgültigen Einsparungen und des Erfolgs des Projekts soll am Ende der Saison veröffentlicht werden.
Zu dem Projekt gehört außerdem, dass auch die Generatoren der Ingenieurs-Trucks im Fahrerlager ab Mitte der Saison mit Biokraftstoff betrieben werden. Damit geht Mercedes die nächsten Schritte auf dem Weg, die Formel-1-Logistik irgendwann komplett klimaneutral zu gestalten, so wie es der Marschplan für die Königsklasse bis zum Jahr 2030 vorsieht.
"Wir haben die Verantwortung, die globale Plattform der Formel 1 zu nutzen, um nicht nur führend zu sein, sondern auch Pionierarbeit zu leisten", erklärte Teamchef Toto Wolff zu den Anstrengungen seines Teams im Bereich Klimaschutz. "Wir sehen nachhaltige Kraftstoffe als zentrales Element der Strategie unseres Teams, unsere größten Emissionsquellen zu reduzieren und bis 2030 den Netto-Nullpunkt zu erreichen."