Matthias Müller war der Aufsichtsratsvorsitzende der Piëch Automotive AG. Es soll Differenzen gegeben haben – Medienberichten zufolge vor allem mit dem Mitgründer des Start-ups, Rea Stark Rajcic.
Matthias Müller war der Aufsichtsratsvorsitzende der Piëch Automotive AG. Es soll Differenzen gegeben haben – Medienberichten zufolge vor allem mit dem Mitgründer des Start-ups, Rea Stark Rajcic.
Anton "Toni" Piëch tritt in die Fußstapfen seines im vergangenen Jahr verstorbenen Vaters Ferdinand und mischt in der Autoindustrie mit. Allerdings nicht als Teil des Volkswagen-Konzerns, sondern auf eigene Faust. Die Piëch Automotive AG entwickelt mit dem GT – zuvor als Mark Zero bekannt – einen batterieelektrischen Sportwagen, der nicht nur schnell und schnittig gestylt, sondern mit fortschrittlicher Zelltechnik aus China auch mit einer großen Reichweite gesegnet und schnell nachzuladen sein soll (lesen Sie hier mehr zum Piech GT).
Doch derzeit muss Toni Piëch den ersten großen Rückschlag seiner noch jungen Unternehmerkarriere verkraften. Matthias Müller, früher VW-Vorstandsvorsitzender und zuvor Porsche-Boss, tritt als Aufsichtsratschef zurück. Dabei bekleidete er das Amt erst seit rund einem Jahr. Dem "Business Insider" sagte Müller, eine "unterschiedliche Auffassung über die gesellschaftsrechtliche und betriebswirtschaftliche Ausrichtung" hätten zu seiner Demission geführt. Der schwerwiegendere Grund sollen dem Wirtschaftsmagazin zufolge jedoch Differenzen mit Piëchs Co-Gründer Rea Stark Rajcic gewesen sein. Rajcic fiel im Mai mit der Idee auf, mit seiner Quantum-Gruppe Lamborghini für 9,5 Milliarden Euro kaufen zu wollen. Problem: Weder der VW-Konzern noch Audi, zu dessen Markengruppe Lamborghini gehört, wollten oder wollen den Edelhersteller gar nicht verkaufen.
Etwa zweieinhalb Jahre, nachdem er seinen Posten als Vorstandsvorsitzender bei VW räumte, wechselte Müller im Oktober 2020 an die Spitze des Aufsichtsrates der Piëch Automotive AG. "Müllers Engagement ist Teil einer Kompetenzoffensive, die auch das operative Management erfasst und das junge Automobilunternehmen auf die Zielgerade zum Markteintritt beschleunigt", hieß es damals in einer Mitteilung der Piëch Automotive AG.
Neben Müller verpflichtete Piëch seinerzeit weitere namhafte Auto-Manager. Darunter Andreas Henke, der nun ebenfalls seine Posten als Geschäftsführer und Chief Marketing Officer aufgibt. Henke war zuvor für Porsche und Burmester, einem Anbieter von Premium-Audioanlagen, tätig. Den CEO-Posten teilte er sich mit Klaus Schmidt, der zuvor schon als Chief Technology Officer für Piëch gearbeitet hat und den das Impressum der Piëch-Website weiterhin als Geschäftsführer auflistet. Für den Aufbau der Sales-Aktivitäten verpflichtete das Start-up vor einem Jahr zudem Jochen Rudat, der früher bei Tesla als Vertriebschef für Europa fungierte.
Zeitgleich treibt Piëch sein Sportwagen-Projekt weiter voran. Dessen Design wurde nun finalisiert, zudem wurden die ersten Prototypen in Betrieb genommen. Mitte 2024 soll der Piëch GT auf den Markt kommen. Zwei weitere Modelle sollen folgen. Das Trio basiert auf einer modularen Plattform, die zahlreiche Karosserievarianten, Antriebsarten sowie fortwährend mögliche Upgrades in Hard- und Software erlaubt.
Mit der Verpflichtung prominenter Auto-Manager – allen voran natürlich von Ex-VW-Chef Matthias Müller – hat Toni Piëch in der Autobranche vor einem Jahr für Aufsehen gesorgt. Doch der schnelle Abgang von Müller und CEO Andreas Henke sprechen nun dafür, dass bei dem Start-up nicht alles so rosig läuft wie von Piëch dargestellt. Typische Wachstumsschmerzen eines ambitionierten Neulings oder Symptome tiefliegender Probleme? Die Antwort auf diese Frage muss die Zukunft geben.