Ein E-Auto, das in den USA von staatlichem Fördergeld profitieren soll, muss strenge Vorgaben erfüllen. Nun qualifizieren sich weitere Modelle für die Prämie.
Ein E-Auto, das in den USA von staatlichem Fördergeld profitieren soll, muss strenge Vorgaben erfüllen. Nun qualifizieren sich weitere Modelle für die Prämie.
Im August 2022 wurde in den USA der "Inflation Reduction Act" (IRA) verabschiedet. Anders, als es dessen Name suggeriert, soll das Gesetz jedoch nicht nur die Inflation und deren Auswirkungen reduzieren. Es umfasst in erster Linie eine lange Liste an Verordnungen für den Klima- und Umweltschutz. Hinzu kommen Steuerreformen und Neuerungen bei der gesetzlichen Gesundheitsvorsorge. Das finanzielle Gesamtvolumen: rund 433 Milliarden Dollar, aktuell umgerechnet gut 402 Milliarden Euro.
Mit dem IRA wurde eine Kaufprämie für Elektroautos verabschiedet. Formell handelt es sich um eine Steuergutschrift von 7.500 Dollar, die bereits beim Kauf des Autos vom Preis abgezogen wird. Eine solche gab es bereits früher, aber die Regelung wird angepasst: Die zuvor gültige Obergrenze von 200.000 Fahrzeugen je Hersteller fällt weg. Mit dem Ergebnis, dass einige Modelle der absatzstarken E-Auto-Bauer General Motors, Ford oder Tesla wieder förderfähig sind. Die Käuferinnen und Käufer eines Plug-in-Hybriden kommen ebenfalls in den Genuss der Kaufprämie, sofern das gewünschte Auto über eine Batterie mit einer Kapazität von mindestens sieben Kilowattstunden verfügt.
Sehr streng stellen sich die Bedingungen dar, die ein förderfähiges E-Auto in den USA mitbringen muss. Erste Voraussetzung: Es muss in Nordamerika montiert worden sein. Weitere Vorgaben sollen im März 2023 veröffentlicht werden. Bisherigen Prognosen zufolge soll der erste Teil von 3.750 Dollar nur dann fließen, wenn mindestens 40 Prozent der für die Akkus nötigen Mineralien aus den USA oder Ländern stammen, die ein Freihandelsabkommen mit den Vereinigten Staaten haben. Die zweite Hälfte gibt es erst, sollten zudem 50 Prozent oder mehr aller Batteriekomponenten aus solchen Nationen kommen. Beide Prozentwerte sollen über die Jahre ansteigen, bis auf 100 Prozent im Jahr 2029. Autos mit chinesischen Batteriekomponenten soll die Förderung komplett verwehrt werden.
Weil aktuell noch wenige der eigenen Modelle von den Förderregeln profitieren, sind die Vorgaben so gar nicht nach dem Geschmack der US-Autoindustrie. Aktuell werden fast in jedem Elektroauto Komponenten aus China oder Rohstoffe aus Ländern, die nicht an einem Freihandelsvertrag mit den USA partizipieren, verbaut. Folglich wäre laut einer Aufstellung des Auto-Lobbyverbandes "Alliance for Automotive Innovation" heute auch kein einziges US-Elektroauto förderfähig, wenn bereits die 2029er-Regeln gelten würden.
In Europa, das nach dem Stopp der TTIP-Gespräche Ende 2016 noch immer kein Freihandelsabkommen mit den USA unterhält, wird der IRA ebenfalls kritisch gesehen – insbesondere die Regelungen zur E-Auto-Förderung. Die EU-Kommission sieht in den Steuererleichterungen eine Benachteiligung europäischer Unternehmen und fürchtet, dass hiesige Autohersteller aufgrund der Regeln lieber in den USA statt in Europa investieren. Als Antwort auf die IRA hat die EU-Kommission inzwischen ein eigenes Subventionsprogramm vorgestellt: den sogenannten "Green Deal Industrial Plan" (GDIP).
Ob die US-Steuerprämie für ein E-Auto oder PHEV gewährt wird, hängt von weiteren Faktoren ab. Sie kommt nur für Modelle mit einem Kaufpreis bis 55.000 Dollar (Standard-Pkw; gut 51.000 Euro) oder 80.000 Dollar (SUV, Pick-ups und Nutzfahrzeuge; über 74.000 Euro) infrage. Sowie für Käuferinnen und Käufer, die brutto nicht mehr als 150.000 Dollar (mehr als 139.000 Euro) als Einzelperson oder 300.000 Dollar (fast 279.000 Euro) pro Haushalt verdienen. Beim Kauf eines "mindestens zwei Modelljahre" alten und höchstens 25.000 Dollar (23.200 Euro) teuren gebrauchten Elektroautos gibt es eine Steuergutschrift von 4.000 Dollar (3.700 Euro). Allerdings nur dann, wenn exakt für dieses Auto nicht bereits die Neuwagenförderung in Anspruch genommen wurde.
Aufgrund der strengen Voraussetzungen war die Liste der voll förderfähigen Elektroautos und Plug-in-Hybride aktuell noch sehr kurz (siehe Tabelle). Darauf befanden sich nicht nur Produkte von US-Herstellern, sondern auch jene ausländischer Marken wie Nissan und Volvo, die das jeweilige Modell für die nordamerikanischen Märkte vor Ort bauen. Aus Deutschland waren von Beginn an Audi (Q5 Plug-in-Hybrid) und BMW (3er Plug-in-Hybrid) Nutznießer der neuen Regeln.
Modelljahr | Modell | Maßgebliches Preislimit |
---|---|---|
2023 | Audi Q5 TFSI e Quattro (PHEV) | 80.000 Dollar |
2021 - 2023 | BMW 330e (PHEV) | 55.000 Dollar |
2021 - 2023 | BMW X5 xDrive45e (PHEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Chevrolet Bolt EUV (BEV) | 55.000 Dollar |
2022/23 | Chevrolet Bolt EV (BEV) | 55.000 Dollar |
2022/23 | Cadillac Lyriq (BEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Chrysler Pacifica (PHEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Ford Escape Plug-in-Hybrid (PHEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Ford F-150 Lightning (BEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Ford Mustang Mach-E (BEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Ford E-Transit (BEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Jeep Grand Cherokee 4xe (PHEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Jeep Wrangler 4xe (PHEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Lincoln Aviator Grand Touring (PHEV) | 80.000 Dollar |
2022/23 | Lincoln Corsair Grand Touring (PHEV) | 80.000 Dollar |
2021 - 2023 | Nissan Leaf | 55.000 Dollar |
2022/23 | Rivian R1S | 80.000 Dollar |
2022/23 | Rivian R1T | 80.000 Dollar |
2022/23 | Tesla Model 3 | 55.000 Dollar |
2022/23 | Tesla Model Y | 80.000 Dollar |
2022 | Volvo S60 (PHEV) | 55.000 Dollar |
2023 | Volvo S60 T8 Recharge (PHEV) | 55.000 Dollar |
2023 | VW ID.4 | 80.000 Dollar |
Inzwischen wurde die Liste aktualisiert; länger ist sie allerdings nicht geworden. Einige – zu teure – Modelle sind rausgeflogen, zum Beispiel der GMC Gummer EV, Lucid Air und Mercedes EQS SUV. Andere sind hinzugekommen. Das hängt damit zusammen, dass kürzlich einige Modelle in andere Fahrzeugklassen eingruppiert wurden. In diesem Punkt hatte es ebenfalls Streit zwischen der Autoindustrie und den US-Behörden gegeben. Der Knackpunkt: Einige Varianten von SUV-Modellen, zum Beispiel Fünfsitzer, wurden vom US-Finanzministerium als Pkw klassifiziert, weshalb sie nicht gefördert wurden, wenn sie mehr als 55.000 Dollar kosteten.
Dies wurde rückwirkend zum 1. Januar 2023 angepasst, wodurch die Kundinnen und Kunden weiterer E-Autos und zusätzlicher Modellvarianten in den Genuss der Steuergutschrift kommen. Profiteure der neuen Regelung sind beispielsweise das Tesla Model Y, von dem jetzt alle Versionen förderfähig sind. Ähnliches gilt für den Ford Mustang Mach-E und den Cadillac Lyriq. Aber auch für den VW ID.4, der für die nordamerikanischen Märkte im US-Werk Chattanooga gebaut wird.
Hinweis: In der Fotoshow zeigen wir Ihnen, welche Modelle in Deutschland nach Reform der E-Auto-Prämienregelung aktuell förderfähig sind.
Die US-Politik hat lange gerungen, bis der "Inflation Reduction Act" endlich verabschiedet war. Inzwischen gibt es ihn, und er beinhaltet eine Förderprämie für E-Autos und Plug-in-Hybride. Allerdings gelten strenge Regeln, damit elektrifizierte Modelle überhaupt für die Förderung infrage kommen. Entsprechend kurz ist bislang die Liste, die solche Modelle umfasst.