Der Nikrob EV baut auf dem Hongguang Mini EV aus China auf und wird inzwischen über eine österreichische Website angeboten. Wie sicher kann so ein Auto sein?
Der Nikrob EV baut auf dem Hongguang Mini EV aus China auf und wird inzwischen über eine österreichische Website angeboten. Wie sicher kann so ein Auto sein?
Ein echter E-Auto-Winzling gibt sich in der EU die Ehre: Der Freze Nikrob EV stammt ursprünglich aus China und fährt dort erfolgreich als Hongguang Mini EV von Wuling (auto motor und sport berichtete) durch die Großstädte. Allein in den ersten drei Monaten seit seinem Verkaufsstart im Juli 2020 verkaufte er sich in seiner Heimat 55.781 Mal – öfter als das Tesla Model 3. Seitdem sichert sich der kleine E-City-Flitzer immer wieder mal die monatliche Neuzulassungs-Krone unter den in China angebotenen Elektroautos.
Dieser Erfolg ist dem Unternehmen Dartz nicht verborgen geblieben. Normalerweise mit sexistischer Werbung und militärischen Fahrzeugen in Erscheinung tretend, will Dartz nun versuchen, mit dem hinterradgetriebenen Elektro-Zwerg unter dem Namen Freze Nikrob EV Europa aufzumischen. Denn die Antwort auf die Frage, warum sich der 2,92 Meter kurze Elektrowagen so gut in China verkauft, ist klar: Er ist günstig. Und das Beste: Es gibt ihn auch als Cabrio namens Freze Froggy EV.
Allerdings bedarf es umfangreicher Anpassungen in puncto Sicherheit, damit der Freze Nikrob EV hierzulande angeboten werden darf. So muss Dartz Airbags und eine elektromechanische Servolenkung (EPS) installieren, einige Fahrzeugteile verstärken und ein EU-Interface für den Zugang zu den Fahrzeugdaten montieren. Der Freze ist somit laut Dartz M1- und Autobahn-tauglich in der EU. Ein kürzlich im Internet aufgetauchtes Video eines bei einem Crashtest mit 50 Prozent Überdeckung (64 km/h) komplett zerstörten Freze verwundert Dartz nicht. Auf Nachfrage von auto motor und sport heißt es: "Natürlich haben wir dieses Video gesehen. Und natürlich ist es von Musk-Anhängern (Tesla-Chef Elon Musk; Anmerkung der Redaktion) veröffentlicht worden. Der Freze erfüllt alle EU-Anforderungen." Wie der kleine Chinese bei einem offiziellen Crash tatsächlich abschneidet, muss man abwarten.
Inzwischen ist der Freze Nikrob EV offiziell in Europa erhältlich; Dartz bietet das Modell über eine österreichische Website zur Konfiguration und zum Kauf an. Den chinesischen Tarif von umgerechnet rund 3.700 Euro können die Litauer zwar nicht mitgehen. Der Preis ist dennoch heiß, zumal der Winzling offiziell auf der Bafa-Liste der in Deutschland per Innovationsprämie förderfähigen Elektroautos steht. Bedeutet: Vom Nettolistenpreis von 16.000 Euro werden sowohl der Herstelleranteil (3.000 Euro) und die Förderung des Bundes (6.000 Euro) abgezogen, womit der Freze Nikrob EV in Deutschland ab 7.000 Euro netto beziehungsweise 8.330 Euro inklusive Mehrwertsteuer erhältlich wäre. Selbst mit allen erhältlichen Ausstattungs-Optionen wäre der Elektro-Floh mit 9.500 (netto) respektive 11.305 Euro (brutto) noch ein echtes Schnäppchen.
Dank einer neuen Lichtmaschine konnte Dartz die Reichweite im Vergleich zum chinesischen Pendant um 30 auf 200 Kilometer erweitern. Die Lithium-Eisenphosphat-Batterie bietet eine Nennkapazität von 105 Amperestunden (Ah), was angesichts der Nennspannung von 109 Volt in der bei E-Autos gebräuchlichen Einheit Kilowattstunden (kWh) einen Wert von 16,35 ergibt. Der von Siemens zugelieferte Elektromotor leistet 29 kW (39 PS), womit das Auto eine Spitzengeschwindigkeit von 110 km/h erreichen soll. Der 1.070 Kilogramm schwere Freze Nikrob EV verfügt serienmäßig über LED-Scheinwerfer, Rückfahrkamera und Klimaanlage.
Es soll irgendwann sogar eine extremere Version mit Namen Aladeen geplant sein. Die auf 99 Einheiten limiterte Version soll gold lackiert und ein Abzeichen der Republik Wadiya aufweisen. Ja, richtig geraten: Es handelt sich um einen Hinweis auf den Film "The Dictator", in dem Dartz seine Prombon-Fahrzeuge neben Ben Kingsley und Sacha Baron Cohen platzierte. Eventuell soll sogar Cohen die Autos signieren. Auf der offiziellen Konfigurations-Website des Herstellers ist von dieser Version aktuell allerdings noch nicht die Rede.
Aus China rollt über Litauen und Österreich das erfolgreichste und zugleich eines der günstigsten Elektroautos auf Basis des Hongguang Mini EV an: der Freze Nikrob EV. Den chinesischen Preis von unter 4.000 Euro schafft Importeur Dartz in Europa zwar nicht, auch weil diverse Sicherheits-Features nachgerüstet werden müssen. Aber auch so ist der Preis angesichts der aktuell in Deutschland gültigen Elektroauto-Subventionen durchaus attraktiv. Jetzt muss der Kleine sich nur bei einem offiziellen Crashtest in Europa tapfer schlagen.