Der ID.3 fuhr von Anfang an gut, erntete aber wegen des Qualitätseindrucks und der unfertigen Software Kritik. Eine Überarbeitung soll es richten. Die Preise steigen jedoch ebenfalls.
Der ID.3 fuhr von Anfang an gut, erntete aber wegen des Qualitätseindrucks und der unfertigen Software Kritik. Eine Überarbeitung soll es richten. Die Preise steigen jedoch ebenfalls.
Der auto-motor-und-sport-Test des ersten Elektroautos von VW auf Basis des Modularen Elektrobaukastens (MEB) beginnt so: "Der VW ID.3 mit 150-kW-Motor und 58-kWh-Akku vermag einerseits reichlich Fahrspaß zu bereiten, andererseits gewaltig zu enttäuschen". Enttäuschend vor allem die sensiblen und unbeleuchteten Flächen zur Klima- und Lautstärkeregelung, die wenig eingängige Menüstruktur des weit entfernt liegenden Zehn-Zoll-Monitors, die begriffsstutzige Sprachsteuerung, das stockende Navi inklusive ähnlich lahm performendem Infotainment-System. Die dürftig lackierte Motorhaubeninnenseite und das Hartplastik im Interieur entsprachen keineswegs den Erwartungen an einen VW mit einem Testwagenpreis von 49.000 Euro.
VW hat die Kritik von Kunden und Medien am ID.3 ernst genommen. Im Frühjahr 2023 zeigen die Wolfsburger das Facelift des Elektro-Kompakten, bei dem vor allem die Wertigkeit im Innenraum zunehmen soll. Unterschäumte Flachen sollen für einen ähnlichen Qualitätsunterschied sorgen wie beim T-Roc vor und nach dem Facelift.
Das wirkt sich auch auf die Preise aus. Die Preise für die vorkonfigurierten Modelle beginnen bei 43.995 Euro für den ID.3 Pro Life. Bisher war der günstigste ID.3 für 38.060 Euro zu haben. Der größte Teil der Preissteigerung geht auf das Konto der erweiterten Serienausstattung: Unter anderem sind Abstandstempomat, Navigationssystem mit größerem Display sowie Teile des Style- und Komfortpakets nun serienmäßig. Das allein macht etwa 3.000 Euro aus. Außerdem sinkt der herstellerseitige Umweltbonus um 890 Euro.
Im Laufe des Jahres 2023 soll auch ein neues Basismodell für knapp unter 40.000 Euro ins Programm kommen. Aufgrund des hohen Auftragsbestands für die aktuelle Version wird VW die ersten Exemplare des verfeinerten ID.3 erst im vierten Quartal 2023 an Kunden ausliefern. Wer jetzt einen ID.3 bestellt, bekommt eine Bestätigung für das aktuelle Modell und einen Hinweis, dass sich die Reichweite um etwa zwei Prozent ändern kann. Sobald das Facelift homologiert ist, was voraussichtlich bis April 2023 erledigt ist, starten Vorverkauf und Produktion der neuen Modelle.
Wir durften das überarbeitete Modell bereits ansehen und auch zur Sitzprobe starten, aber noch keine Fotos zeigen. Der Hintergrund: Ein neues Auto muss homologiert sein, bevor es präsentiert und zum Verkauf angeboten wird. Normalerweise zeigt ein Hersteller seine Neuheit, verkündet dann später erst die Preise und macht damit ein Verkaufsangebot. Beim VW ID.3 läuft das dieses Mal anders.
Aufgrund langer Lieferzeiten ist die Produktion des bekannten Modells ausverkauft. Trotzdem verschwindet der ID.3 nicht aus dem Online-Konfigurator des Herstellers. Kunden und Händler können weiterhin Neufahrzeuge bestellen. Zur Auslieferung kommt dann aber schon die "Produktaufwertung", wie VW ein Facelift intern nennt. Anhand offizieller Skizzen und unserer Erklärungen kann man sich ein erstes Bild vom neuen VW ID.3 machen, bevor im Frühjahr 2023 (nach Abschluss der Homologation) das Tuch gezogen wird.
Von außen muss man zweimal hinsehen, um die Überarbeitung zu erkennen. Der neue Stoßfänger an der Front hat größere Lufteinlässe an der Front, die durch einen besseren Luftstrom um die Vorderräder ("Air Curtain", Luftvorhang) die Aerodynamik verbessern.
Ungewöhnlich für eine Überarbeitung sind Eingriffe ins Karosserieblech. Der ID.3 trägt eine neue vordere Haube. Sie wirkt länger, weil VW jetzt auf die schwarze Leiste unter der Windschutzscheibe verzichtet, außerdem streckt sie sich optisch durch Vertiefungen. Das Auto wirkt mit diesen Kniffen der Designer weniger Van-artig, orientiert sich mehr am Golf.
Neue Schriftzüge in den vorderen Türen für die einzelnen Varianten (Pro, Pro S) sind die einzigen Änderungen an der Seitenansicht, je nach Ausstattung gibt es – zusätzlich zum bekannten Programm von 18 und 20 Zoll großen Rädern, neue 19-Zoll-Felgen. Die silberne Leiste über den Seitenfenstern, bisher Bestandteil eines optionalen Pakets, ist künftig serienmäßig.
Die Sticker als Dekorelement auf der C-Säule, bisher gegen Aufpreis zu haben, entfallen ebenso wie die angedeutete Wabenstruktur am vorderen Stoßfänger. Hinten reichen zusätzliche Leuchtmittel zur Markierung der Überarbeitung: Auch der Teil der geteilten Rücklichter, die in der Heckklappe liegen, strahlen künftig in der Nacht rot. Bisher waren sie funktionslos. Neben "Dark Olivian Green Metallic" kommen zwei weitere neue Farben ins Lieferprogramm, ein Blau- und ein Schwarzton.
Deutlicher werden die Änderungen am VW ID.3, sobald man im Auto Platz nimmt. Hier stießen bisher vor allem die Kunststoffe im Sichtbereich auf Kritik. Dieses Problem hat VW angepackt. Unterschäumte Kunststoffe am Cockpit, das in der Mitte neue Lüftungsdüsen trägt, und – je nach Ausstattung – mit Stoff oder Mikrofasermaterial bezogene Türverkleidungen sorgen für mehr Heimeligkeit. Die Sitzbezüge tragen, ebenso wie die Verkleidungen, Kontrastnähte. Wie schon beim VW ID.Buzz bekommt auch das Lenkrad im ID.3 einen Kranz mit veganem Leder. Auch der Innenraum des Kompakten ist damit komplett tierfrei.
Das bisher optionale 12-Zoll-Infotaimmentdisplay und die Mittelkonsole mit Becherhaltern sowie zwei USB-Anschlüssen (je 45 Watt Leistung) sind künftig in jedem VW ID.3 serienmäßig, ebenso der doppelte Ladeboden im Kofferraum. Es bleibt allerdings bei den nachts unbeleuchteten Slidern für Lautstärke und Temperatur. Hier kommt erst 2024 Abhilfe im ID.3. Die nötige Hardware startet 2023 im VW ID.7 sowie in Passat und Tiguan. Sie zieht dann mit weiteren Modellpflegen in die anderen ID-Modelle ein.
An der Software, eine der Dauerbaustellen in Wolfsburg, wird kontinuierlich gearbeitet. Sie soll sich im Facelift-Modell "over the air", also über das Internet, mit Updates versorgen. Bekannte Optionen wie das mit Schwarmdaten anderer Autos arbeitende Assistenzsystem Travel Assist gibt es auch weiterhin. Erstmals kann man für den ID.3 ein optionales Beats-Soundsystem bestellen. Dabei dürfte es sich um die gleiche Einheit mit 395 Watt handeln wie im Schwestermodell Cupra Born.
Technisch ändert sich nichts. Für Vortrieb sorgt weiterhin der 150 kW (204 PS) starke Elektromotor an der Hinterachse, das Sportmodell ID.3 GTX kommt erst später im Jahr 2023.
Die Modelle Life, Business, Style und Max tragen einen 58 kWh großen Akku im Fahrzeugboden. Im ID.3 Tour stecken 77 kWh Speicherkapazität. Unverändert bleiben auch die möglichen Ladeleistungen von bis zu 120 (58 kWh) und 170 kW (77 kWh).
VW baut den ID.3 in Zukunft weiterhin in Zwickau und Dresden. Zusätzlich kommt eine Montagelinie im Stammwerk Wolfsburg hinzu. Selbst bei der Herkunft rückt das Elektroauto also näher an den Golf heran.
Es gibt ein neues Auto, über das wir schon sprechen dürfen, ohne es zu zeigen: Der VW ID.3 bekommt 2023 ein Facelift, bei dem vor allem die fühl- und sichtbare Qualität im Innenraum zulegt. Aufgrund der langen Lieferzeiten ist das überarbeitete Elektroauto schon bestellbar, ohne dass Kunden die Änderungen an der Karosserie und im Interieur sehen können. Unsere Meinung: Der ID.3 gewinnt mit der Überarbeitung an entscheidenden Stellen, ohne sich neu zu erfinden.
Teurer wird der Elektro-VW außerdem. Von dem vor sechs Jahren formulierten Ziel, ein kompaktes Elektroauto zum Preis eines vergleichbaren Golf anzubieten, ist VW damit weit entfernt.