Beim Ringen um die Liebe gerät das Blut von Mardern in Wallung. Ihre tierische Eifersucht wird vielen Autobesitzern zum Verhängnis. Wir klären, warum das so ist und wie man Schäden am Auto vorbeugt.
Beim Ringen um die Liebe gerät das Blut von Mardern in Wallung. Ihre tierische Eifersucht wird vielen Autobesitzern zum Verhängnis. Wir klären, warum das so ist und wie man Schäden am Auto vorbeugt.
Es erinnert ein bisschen an eine Telenovela. Männer werben um die Gunst einer Dame, aber werden dieses Gefühl nicht los: Da ist ein anderer im Spiel. Und dann? Drama. Und Jähzorn, der meist die Unbeteiligten trifft. Was nach weichgespülter Soap klingt, beschreibt den manchmal gnadenlosen Alltag von Steinmardern. Vor allem in den Monaten März, April und Mai, wenn die Rüden vor der im Sommer anstehenden Paarungszeit mit Duftmarken ihr Revier abstecken. Nebenbuhler? Inakzeptabel. Streift ein Marder durch sein Territorium und wittert den Geruch eines Rivalen, mutiert das knuffige Raubtier zum Choleriker. Seine heftige Wut reagiert der Marder häufig mit Beißattacken an Autos ab.
Warum? Nun, Marder zählen zu den sogenannten Kulturfolgern. Sie nutzen den Lebensraum der Menschen geschickt zu ihrem Vorteil, und Fahrzeug-Motorräume bieten dabei einen wohligen Unterschlupf zum Verstecken oder Ausruhen. Oft bunkern die Tiere hier sogar Nahrung. Wer auf der Karosserie Marderspuren entdeckt, der wirft also besser einen Blick unter die Haube. Mauskadaver, Eier, Brötchen und Nistmaterial wie Laub, kleine Äste oder Zeitungspapier sind Indizien dafür, dass ein Marder Ihren fahrbaren Untersatz möbliert. Legt er dann noch besagtes Revierverhalten an den Tag, droht Gefahr. Kabelbäume, Zündkabel, Wasserschläuche, Dämmmaterial – einmal in Rage, knabbern die Tiere alles an, was nicht hart wie Stein ist.
Kaum zu glauben, aber die zierlichen Einzelgänger richten so Jahr für Jahr Schäden in zweistelliger Millionenhöhe an. Laut Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) belaufen sich die Reparaturkosten durchschnittlich jeweils auf etwa 340 Euro. Im Jahr 2020 registrierte der GDV hierzulande 217.000 durch Marder verursachte Teilkasko-Schadenfälle. Die Höhe der Schadensregulierungen: insgesamt 90 Millionen Euro.
Die Teilkasko der Autoversicherung kommt in der Regel für Marderbissschäden auf. Allerdings sind bei älteren Verträgen oft nur Kabel, Dämmmatten und Schläuche versichert. Beschädigungen an diesen Teilen bleiben aber oft unentdeckt, hinterlassen die spitzen Zähne der Raubtiere doch teils nur kleine, kaum sichtbare Einstiche. So kann es leicht zu Folgeschäden kommen: ein zerstörter Katalysator durch Zündaussetzer, ein defekter Motor wegen undichter Kühlmittelschläuche, kaputte Bremsen durch leckende Leitungen – solche Schäden bleiben bei der Regulierung dann außen vor. Hier kann bei der Assekuranz aber eine Umstellung auf eine neuere Police helfen.
Achtung: Viele Versicherer begrenzen den Höchstbetrag für Folgeschäden auf 1.500 bis 3.000 Euro pro Schadenfall. Einige Komfort-Tarife bieten aber auch einen unbegrenzten Schutz. Die Mehrkosten für gut ausgestattete Verträge liegen meist zwischen zehn und 15 Prozent pro Jahr. Wer unsicher ist, fragt am besten jetzt zeitnah vor dem Frühjahr bei seinem Versicherer nach, wie dieser Marderschäden genau handhabt. Wer über einen Wechsel nachdenkt, findet Infos dazu in unserem Versicherungsvergleich 2021.
Unabhängig davon, versucht man Marderbissen am besten vorzubeugen. Wie das gelingt? Gar nicht so einfach, zumal nicht alle bekannten Mittel etwas bringen. Und da der Marderschutz bei den Autoherstellern höchstens als Randthema mitschwirrt, kommen Fahrzeugbesitzer um Eigeninitiative nicht herum.
Eines vorab: Vor Duft- oder Bitterstoffen schrecken Marder nicht lange zurück. Bekannte Hausmittelchen wie das Auslegen von Mottenkugeln und WC-Steinen taugen deshalb auch nicht wirklich was. Das Streuen von Hundehaaren übrigens ebenso wenig. "Wären Marder so dusselig, dass sie nicht einschätzen könnten, ob wirklich gerade ein Hund in der Nähe ist, dann wären sie in der Stadt gar nicht überlebensfähig", weiß Dr. Beate Ludwig, Mitglied im Arbeitskreis Wildbiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Auch Ultraschallgeräte aus dem Zubehörhandel – sie sollen Marder mit einem hohen Schalldruck verscheuchen – empfiehlt die Expertin nur bedingt. Von Geräten, die einen Dauer- oder Intervallton erzeugen, rate sie ausdrücklich ab. "Die kann man getrost als unwirksam einstufen. An so einen Piepton gewöhnt sich der Marder schnell. In der Stadt herrscht ohnehin Lärm", so Ludwig.
Es müsse schon ein sehr lautes Gerät sein, das zudem über einen Bewegungsmelder verfüge. "Dann stehen die Chancen gut, dass der Überraschungseffekt das Tier vorübergehend vertreibt." Gleiches gilt für am oder unter dem Auto postierte Gegenstände wie Besen oder Maschendraht. Marder sind sehr lernfähig, aber auch skeptisch. Mit Situationen, die sie nicht einordnen können, überlistet man sie – zumindest für einige Stunden. "Schon ein fremder Gegenstand neben dem Rad", so Ludwig, "hält den Marder im Zweifel erst mal fern. Erscheint das unbekannte Etwas dem Tier zudem ziemlich groß, traut es sich vielleicht tagelang nicht ran." Besonders wenn man sein Auto – entgegen der Empfehlung – oft umparkt und in anderen Revieren abstellt, sei das eine Abwehrmöglichkeit.
Auch wirksam: die Duftmarken der Tiere einfach beseitigen. Das gelingt aber nur per Motorwäsche. Und wer diese nicht regelmäßig wiederholt, läuft bald erneut Gefahr, dass einer der possierlichen Plagegeister unter der Haube Tobsucht kriegt.
Wie geht man also langfristig auf Nummer sicher? Laut Wildbiologin Ludwig ist eine Garage am zuverlässigsten. Wessen man sich aber besser bewusst bleibt: Einladungen wie gekippte Fenster nehmen Marder gerne an. "Wenn es im Revier zu oft nach Rivalen riecht, checken die klugen Tiere manchmal sogar viele Fahrzeuge nacheinander und systematisch durch", warnt Ludwig. Ist der Garagenzutritt gewährt, bleiben also auch Autos darin nicht verschont.
Guten Schutz vor Beißattacken bieten laut der Expertin im Fachhandel erhältliche gehärtete Ummantelungen für Kabel und Schläuche. Immer gut bewacht und gewappnet sei das Auto, wenn man es mit einem Elektroschockgerät ausstattet. Durch am Fahrzeug verlegte Stromplättchen bekommt der Marder dann eine gewischt und sucht das Weite. Klar fühlt sich das fies an. Aber die Geräte funktionieren nach dem Weidezaunprinzip und sind für die Tiere harmlos. Und mal nebenbei: Die Lust auf einen heißen Sommer vergeht ihnen dadurch sicher auch nicht.
Im Frühjahr fallen Autos vermehrt Marder-Bissattacken zum Opfer. Am besten und dauerhaft geschützt ist das Fahrzeug, wenn es in der Garager steht oder mit einem speziellen Elektroschockgerät ausgestattet ist. starke Ultraschallgeräte mit Bewegungsmelder sorgen für einen Überraschungseffekt und vertreiben den Marder kurzzeitig, am Auto postierte Fremde Gegenstände ebenso. Hausmittelchen wie Mottenkugeln oder Hundehaare bringen hingegen gar nichts.
Die Teilkasko-Versicherung kommt in der Regel für Marderbissschäden auf, oft bleiben Folgeschäden aber bei der Regulierung außen vor oder sind auf einen Höchstbetrag begrenzt. Im Zweifel empfiehlt es sich, die Handhabung mit der Versicherung nochmal explizit abzuklären.