Neue Mexiko-Funksprüche aufgetaucht: Ein Fahrer hätte Abkürz-Strafe verdient

Neue Funksprüche zum Start-Chaos aufgetaucht
Ein Fahrer hätte Abkürz-Strafe verdient

GP Mexiko 2025
ArtikeldatumVeröffentlicht am 29.10.2025
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Die erste Kurvenkombination auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez sorgt jedes Jahr für Diskussionen. So schlimm wie bei der 2025er-Ausgabe des Mexiko-Grand-Prix war es aber noch nie. Mit Max Verstappen, Charles Leclerc, Kimi Antonelli, Carlos Sainz und Liam Lawson kürzten gleich fünf Fahrer die zweite Kurve durch die Wiese ab. Die FIA-Schiedsrichter ließen das Spiel aber ohne Strafen laufen.

Das sorgte vor allem bei den Fahrern für Unverständnis, die ihre Autos mit allen vier Rädern auf dem befestigten Untergrund hielten. Fernando Alonso forderte seinen Ingenieur per Funk nachdrücklich auf, sich bei der Rennleitung zu beschweren: "Das war unfair. Wenn wir die Positionen nicht wiederbekommen, zeigt es, dass sie nichts von Rennsport verstehen. So etwas ist unmöglich."

Die Funksprüche des Spaniers wurden während des Rennens nicht eingespielt. Erst ein YouTube-Video auf dem offiziellen F1-Kanal enthüllte, wie sehr sich Alonso aus dem Cockpit heraus aufregte. Am Ende hatte der Routinier noch Glück, dass er für die verbalen Giftpfeile gegen die FIA-Schiedsrichter nicht selbst noch eine Strafe kassierte. Der Weltverband reagiert normalerweise empfindlich auf derartige Kritik.

Hamilton und Russell benachteiligt?

Auch der Ärger von Lewis Hamilton wurde erst im Nachgang deutlich. Die Funksprüche des Ferrari-Piloten wurden im sogenannten World-Feed ebenfalls nicht gesendet. "Max hat abgekürzt. Viele Fahrer haben sich einen Vorteil verschafft. Was wollen sie gegen die Piloten machen, die Profit aus der ersten Kurve geschlagen haben?", fragte Hamilton gleich mehrfach beim Kommandostand nach.

Am Ende schafften es nur die Klagen von George Russell in die Übertragung. Nach dem Rennen legte der Mercedes-Pilot noch einmal nach. "Max ist einfach Vollgas über die Wiese gefahren. Sowas macht man nur, wenn man alles riskieren kann, ohne dass es Folgen hat. Bestraft werden stattdessen die Piloten, die ordentlich fahren. Ich habe kein Verständnis dafür, dass drei Fahrer abkürzen dürfen und es keine Strafe gibt."

Start - Formel 1 - GP Mexiko 2025
Bryn Lennon via Getty Images

Vorteil durch Abkürzen?

Auch bei den Fans wurde die Szene kontrovers diskutiert. Die FIA-Kommissare begründeten den Freispruch damit, dass man bei Vergehen im Startgetümmel generell eher mal ein Auge zudrückt. Außerdem hatten sich die potenziellen Sünder nach Kurve 3 zurückfallen lassen. Leclerc ließ Lando Norris durch. Verstappen sortierte sich hinter den beiden Ferrari ein. Antonelli nahm die Position hinter Teamkollege Russell und Oscar Piastri ein.

Die Frage lautete nur, ob sich ein Fahrer damit einen Vorteil verschafft hatte. Bei Antonelli kann man das auf jeden Fall verneinen. Er verlor sogar eine Position im Vergleich zu seinem Startplatz. Bei Verstappen musste man schon genauer hinschauen. Die Helikopter-Bilder zeigen eindeutig, dass der Red Bull am Bremspunkt bereits eine Wagenlänge vor dem Mercedes von Russell lag. Er durfte diese Position somit behalten.

In solchen Fällen stellt sich aber auch immer die philosophische Frage, was passiert wäre, wenn statt der begrünten Auslaufzone eine Mauer im Weg gestanden hätte. Oder wenn die Fahrt über die Wiese nicht direkt in Kurve 3 münden würde. Verstappen hätte dann mit seinem optimistischen Angriff auf der Außenbahn sicher mehrere Plätze verloren. Weil es bei ähnlichen Fällen in den Jahren zuvor aber auch keine Strafen in Mexiko gab, ist die Entscheidung der Stewards hier aber nachvollziehbar.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Mexiko 2025
Hector Vivas via Getty Images

Leclerc kürzt freiwillig ab

Am Ende hätte nur ein Pilot wirklich eine Strafe verdient: Charles Leclerc lag am Bremspunkt von Kurve 1 knapp hinter Hamilton. Seinen Teamkollegen ließ der Monegasse aber im Nachklang nicht mehr vorbei. Im Gegensatz zu Verstappen hätte Leclerc die zweite Kurve locker bekommen können, wenn er gewollt hätte. Er entschied sich freiwillig dazu, über die Wiese zu fahren und den anderen Autos aus dem Weg zu gehen. Deshalb war der Ärger von Hamilton berechtigt.

Ferrari verzichtete natürlich darauf, bei der Rennleitung eine Beschwerde gegen den eigenen Fahrer einzulegen. Deshalb blieb der Verstoß von Leclerc ungeahndet. Für Hamilton war die Szene umso ärgerlicher, weil er später selbst 10 Strafsekunden kassierte. Nach einem Verbremser im Duell mit Verstappen war er in Kurve 5 durch die Wiese gefahren.

Hier wurde Hamilton eine Sonderregelung der Rennleitung zum Verhängnis. In Kurve 5 gibt es einen befestigten Weg, über den die Piloten sicher auf die Strecke zurückgeleitet werden. Entgegen den offiziellen Anweisungen fuhr Hamilton am Abzweig vorbei und nahm den kürzesten Weg über die Wiese. Dass er dadurch weit vor Verstappen aus der Passage rauskam, trug ebenfalls zur verhältnismäßig harten Zeitstrafe bei.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Mexiko 2025
Sam Bagnall via Getty Images

Kerbs, Kies oder Großumbau?

Die Frage lautet, wie man künftig verhindern kann, dass die Piloten in Kurve 1 die Abkürzung nehmen. Die ausbleibenden Strafen in diesem Jahr werden sicher dazu führen, dass beim nächsten Grand Prix von Mexiko noch mehr Fahrer den Weg über die Wiese wählen und sich nach der Kurve dort einsortieren, wo sie es für richtig halten. Die FIA-Verantwortlichen müssen irgendeinen Weg finden, die Autos auf der Strecke zu halten.

Eine Möglichkeit wäre ein hoher Randstein, wie er zum Beispiel in der ersten Kurve von Spielberg zum Einsatz kommt. Auch Kiesbetten, wie in Kurve 1 von Spa-Francorchamps, könnten die Piloten davon abhalten, die Auslaufzone in ihre Ideallinie einzubeziehen. Eine weitere Möglichkeit wäre es, den Weg zurück auf die Strecke künstlich zu verlangsamen, wie es zum Beispiel in den Schikanen von Monza oder Montreal gehandhabt wird.

Eine nachhaltige Lösung wäre ein Umbau des ganzen Streckenabschnitts. Sky-Experte Karun Chandhok schlug vor, die erste Kurve deutlich enger zu ziehen und den Radius auf weniger als 90 Grad zu verkleinern. Das Layout würde dann so ähnlich aussehen wie in Bahrain, wo die erste Kurve fast die Form einer Haarnadel hat, die dann direkt in einen Linksknick übergeht. Diese Kombination sorgt zumindest auf dem Wüstenkurs stets für viel Action, ohne dass die Fahrer freiwillig neben die Piste fahren.

Fazit