Bei Morgan geht eine Ära zu Ende: Das letzte Auto, das auf dem legendären, seit 1936 verwendeten Chassis aufbaut, rollt aus den Werkshallen. Es gehört einer Sonderserie an.
Bei Morgan geht eine Ära zu Ende: Das letzte Auto, das auf dem legendären, seit 1936 verwendeten Chassis aufbaut, rollt aus den Werkshallen. Es gehört einer Sonderserie an.
1936 stellte die Morgan Motor Company nach einigen Modellen mit drei Rädern ihr erstes Auto mit vier Rädern vor: den 4-4. Und führte in diesem Zuge ein Stahl-Chassis ein, zu dessen zentralen Konstruktionselementen die vordere Schiebesäule und die Blattfeder-Aufhängung der Hinterräder gehören. Diese Kombination ist hauptverantwortlich für das charakteristische Fahrgefühl eines Morgan-Modells. Dennoch konnten 1936 weder Firmengründer Harry Frederick Stanley Morgan noch dessen Mitarbeiter ahnen, das es die Zeiten überdauert.
Aber im Laufe der Jahre steckten die Briten das Chassis unter weitere Modelle: Ob Plus 4, Plus 4 Plus, Plus 8, 4 Seater, V6 Roadster oder 4/4, sie alle bauten auf dem Rahmen auf. Tatsächlich hat jeder vierrädrige Morgan, der vor 2019 produziert wurde (mit Ausnahme der Aero-Baureihe und des Plus 8 der zweiten Generation), eine Variante des Chassis verwendet. 35.000 Morgans mit Stahl-Chassis wurden seit 1936 produziert.
In den 84 Jahren seines Daseins wurde es natürlich mehrfach modifiziert und optimiert. Doch nun hat es offenbar sein Limit erreicht. Das Stahl-Chassis hat endgültig ausgedient und das letzte auf ihm basierende Auto die Werkshallen in Malvern verlassen. Diese Ehre wurde einem Morgan Plus 4 zuteil, der in die Hände eines langjährigen Morgan-Sammlers wandert. Der Roadster gehört der Sonderserie "70th Anniversary Edition" an, deren 20 Exemplare nicht nur das Ende des alten Chassis, sondern auch das Jubiläum "70 Jahre Morgan Plus 4" markieren.
Zu den besonderen Features des Jubi-Modells zählen ein komplett goldfarben lackierter Rahmen sowie eine Karosserie-Lackierung im Farbton Platinum Metallic. Dazu kombinieren die Briten grau gehaltene Leichtmetallräder mit goldfarbenen Radnaben, eine Frontschürze aus dem Motorsport sowie schwarz gehaltene Anbauteile an der Karosserie.
Auch im mit Leder und Edelholz ausgeschlagenen Innenraum herrschen Grau- und Silbertöne vor. Das Moto-Lita-Lenkrad präsentiert sich schwarz, die Ledersitze bekommen eine Sitzheizung, der Fußraum eine Beleuchtung. Nicht fehlen dürfen Sondermodellplakette und Schriftzüge.
Nachgelegt wird auch unter der Motorhaube. Hier erhält der zwei Liter große Vierzylinder eine Leistungssteigerung auf 182 PS, welche die Spurtzeit auf unter sieben Sekunden drücken soll. Kombiniert wird der Vierzylinder mit einer Sportabgasanlage samt schwarz gehaltenem Endrohr. Zum Fahrzeug bekommt jeder Käufer eine umfangreiche Produktionsdokumentation in Buchform. Als Preis ruft Morgan 60.995 Pfund auf. Eine Umrechnung sparen wir uns an dieser Stelle, denn alle 20 Fahrzeuge sind bereits reserviert und angezahlt.
Morgan rüstet seine Modelle künftig mit dem neuen CX-Chassis aus geklebtem Aluminium aus. Dieses wurde zusammen mit dem Morgan Plus Six auf dem Genfer Autosalon 2019 vorgestellt. Der neue, im März vorgestellte Plus Four wird die Technik künftig ebenfalls nutzen.
"Jede Ära geht einmal zu Ende", sagt der Volksmund. Morgans Stahl-Chassis hätten wir dagegen durchaus zugetraut, für immer und ewig zu existieren. Doch selbst die traditionsbewussten Briten können nicht länger jede moderne Entwicklung an sich vorbeiziehen lassen. Deshalb wagen sie nun den Chassis-Wechsel. Und wir wagen diese Prognose: Ein Morgan wird sich auch künftig noch fahren wie ein echter Morgan.