Skoda kündigt für 2025 einen Elektro-Kleinwagen ab rund 25.000 Euro an. Das Schwestermodell zum VW ID.2 setzt auf Crossover-Proportionen und ein besseres Platzangebot, soll aber ebenfalls in Spanien vom Band laufen. Löst das kleine E-Auto also bald den Fabia oder den Kamiq ab?
Der Volkswagen-Konzern hat Milliardensummen in das neue Seat-Werk Martorell/Spanien investiert. Dort sollen in Zukunft die MEB-Small-Modelle entstehen – also die günstigsten Elektroautos aus dem Konzern, die auf dem Modularen Elektrifizierungs-Baukasten mit Frontantrieb setzen. Skoda zeigte bereits eine lebensgroße Skulptur des zukünftigen Elektro-Einstiegsmodells mit dem Arbeitstitel "Small". Ab 2025 ermöglichen die Tschechen damit den Einstieg in die E-Mobilität ab rund 25.000 Euro.
Abmessungen und Platzangebot
Die Außenlänge für den "Small" gibt Skoda mit 4,19 Meter an. Damit sortiert sich das kleine E-Auto genau zwischen dem Kleinwagen Fabia und dessen SUV-Ableger Kamiq ein. Von der Form trägt der "Small" allerdings deutliche Crossover-Züge – dürfte also nicht nur stattlicher auftreten als Skoda Fabia oder VW ID.2, sondern auch ein besseres Platzangebot vorweisen. Das Gepäckraumvolumen soll mit 460 bis 1.400 Litern dem des Skoda Scala entsprechen.
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Überhaupt setzen die Tschechen bei allen Elektro-Kreationen, die sie bis 2026 servieren wollen, stark auf SUV- und Crossover-Proportionen. Fünf der sechs gezeigten Studien präsentieren sich in diesem Format – inklusive der überarbeiteten Enyaq-Familie, dem Karoq-Nachfolger und dem großen, elektrischen Siebensitzer-SUV. Nur der elektrische Octavia-Nachfolger bleibt ein klassischer Kombi.
MEB Small mit Frontantrieb und MQB-Fahrwerk
Am technischen Konzept des bezahlbaren E-Autos hat der Volkswagen-Konzern lange geknobelt. Bei der Entwicklung der ID.-Familie, die auf dem neuen Modularen Elektrobaukasten (MEB) aufbaut, spielte ein Kleinwagen noch keine Rolle – man war genug damit beschäftigt, den elektrischen Kompakten bezahlbar zu halten. Nachher erwies sich der MEB als nur schwer kürzbar. Nach einigen Abspeckversuchen mit Umwegen über Seat und China haben die VW-Entwickler das ursprüngliche MEB-Konzept mit Heckmotor und -antrieb umgedreht.
Zwar bleibt die 57-kWh-Batterie für etwa 400 Kilometer Reichweite im Fahrzeugboden zwischen den Achsen, aber jetzt hat der MEB Small Frontantrieb. Vorteile: Von den Kühlern vorn müssen keine Leitungen zu Motor und Leistungselektronik nach hinten führen und schon das ID.Life-Concept-Car fährt mit millionenfach bewährter (und bezahlbarer) McPherson-Vorderachse und klassischer Verbundlenker-Hinterachse quasi aus VW Polo und Skoda Fabia. Das und der fehlende Antrieb im Heck lässt im Hinterwagen Platz für Kofferraum sowie Karosserievariabilität.
Skoda setzt auch beim Einstieg in die E-Mobilität auf SUV
Mit günstigen Kleinwagenangeboten sollten die Stromer auch dort angekommen sein, wo sie der besonders nicht nur vom Diesel belasteten Luft am besten täten: in der Stadt. Der VW-Konzern denkt das kleine E-Auto schon länger in zwei Varianten: Erstens als klassischen Kleinwagen wie dem Polo. Darauf gab der Cupra Urbanrebel einen Ausblick.
Zweitens: als kurzen CUV, quasi als elektrischen T-Cross. Den deutet das Concept Car ID.Life an. Sein Marktstart 2025 könnte dann mit der Einführung von Euro 7 zusammenfallen und würde dann nicht nur SUV-Freunde ansprechen, sondern gleichzeitig Polo-Interessenten, die dann womöglich kein oder nur mehr ein sehr teures Angebot bei VW finden. Gleichzeitig bringt nun auch Skoda sein elektrisches Kamiq-Pendant auf den Markt.
Neue Designsprache "Modern Solid"
Mit dem Übergang ins Elektro-Zeitalter fällt bei Skoda-Modellen zunächst das altbekannte Logo an der Front weg. Statt Feder, Pfeil und Auge ("geflügelter Pfeil") wird auch am E-Kleinwagen der neue Skoda-Schriftzug prangen. Den findet man schon jetzt an einigen Modell-Hecks. Die vorgestellten Elektro-Studien tragen bereits alle des neue "Modern Solid Design" von Chefdesigner Oliver Stefani und seinem Team.
Auch wenn sich die Fahrzeugfront beim Skoda "Small" und den anderen E-Studien recht steil in den Wind stellt, so wird man keinen klassischen Kühlergrill mehr finden. Glaubt man den Designern, so sollen die Formen die Skoda-Kernwerte widerspiegeln: Robustheit, Funktionalität und Authentizität. Das erste Modern-Solid-Modell, das wir als Studie bereits gefahren sind, ist der Skoda Vision 7S.
Das Preisproblem der kleinen E-Autos
Der Preis spielt auch beim Wechsel zum E-Antrieb eine große Rolle. Phasenweise war der Volkswagen-Konzern sehr pessimistisch, was bezahlbare E-Autos angeht, das Kleinwagen-Segment unter 20.000 Euro hielt man nicht für kostendeckend darstellbar. Aber die Voraussetzungen für ein günstiges E-Auto werden besser: Die Batterien haben sich in den letzten Jahren eher verbilligt, parallel werden Verbrenner wohl immer teurer. Volkswagen rechnet mit bis zu 3.500 Euro Mehraufwand pro Auto, wenn Neuwagen (der immer noch nicht verabschiedeten) neuen Abgasnorm Euro 7 genügen müssen.
Wenn also 2025 wohl auch dank Lithium-Eisenphosphat-Zellen ein E-Auto der 4-Meter-Klasse für 20.000 bis 25.000 Euro darstellbar ist und die E-Auto-Prämie bis dahin durchhält, könnte der Einstieg in die E-Mobilität den Kunden nur mehr etwa 11.000 Euro kosten – so wie die ausverkauften E-Up oder Skoda Citigo iV. Noch stecken solche Angebote aber als Traumvorstellungen in den Köpfen potenzieller Kunden.
Volkswagen und Skoda
Schon 1991 begann Volkswagen Anteile am inzwischen 125 Jahre alten Hersteller Skoda zu erwerben, seit Ende Mai 2000 gehört Skoda vollständig dem Wolfsburger Konzern. Von da an fuhr die tschechische Marke mit VW-Technik von Erfolg zu Erfolg. Meist diente der Unterbau aus dem Konzernregal als Basis für geräumigere Modelle – mehr Auto fürs Geld.
So war der Octavia schon immer größer als der Golf und bei den Kleinwagen nutzt man die kleinste Plattform (A0) des MQB (Modularer Querbaukasten) vom Polo etwa nicht nur für den nur drei Zentimeter längeren Fabia, sondern auch für den fast 30 Zentimeter längeren Skoda Scala, der sogar den Golf bei Länge (plus 7 Zentimeter) sowie Radstand mit 2,65 Meter minimal übertrifft. Vorteil: Mit der günstigeren Technik kann Skoda das eher geräumigere Auto rund 2.000 Euro billiger anbieten.
Fazit
Skoda bleibt sich auch beim Wechsel auf den Elektroantrieb in doppelter Hinsicht treu: Eigene Modelle nutzen den Baukasten des Konzerns konsequent, sind aber im direkten Vergleich mit dem Plattformspender etwas größer und geräumiger.
Außerdem verstärkt sich mit der angekündigten Elektro-Offensive der SUV-Fokus der Marke. Selbst im Kleinwagen-Segment und dem hier gezeigten "Small" setzen die Tschechen auf den Crossover-Look. Damit könnte der Elektro-Kleinwagen langfristig gleich zwei Verbrenner-Modelle beerben: den Fabia und den Kamiq.