VW hat den neuen Amarok vorgestellt. Er wird besonders vielseitig. VW spricht beim deutlich gewachsenen Amarok von einem "Premium-Pick-up".
VW hat den neuen Amarok vorgestellt. Er wird besonders vielseitig. VW spricht beim deutlich gewachsenen Amarok von einem "Premium-Pick-up".
Für Fans des VW Amarok endet eine lange Durststrecke. Im Frühjahr 2020 hatte VW die Produktion des Pick-up für den europäischen Markt eingestellt. Grund für die Wartezeit ist die 2019 verkündete Zusammenarbeit mit Ford im Nutzfahrzeugbereich. In deren Folge wurde unter anderem die gemeinsame Produktion von Ford Ranger und VW Amarok auf einer geteilten Plattform verkündet. Der neue Ford Ranger wurde bereits Ende 2021 vorgestellt, doch mit der Präsentation des Amarok ließ sich VW Zeit bis zum Sommer 2022.
Mit dieser jetzt erfolgten Weltpremiere wird deutlich, dass VW mit der Ankündigung eines sehr eigenständigen Designs nicht zu viel versprochen hat. Tatsächlich unterscheidet sich der neue Amarok optisch deutlich vom Plattformbruder Ford Ranger und nimmt auch den Stil des Vorgängers auf. Die Frontgestaltung mit den charakteristischen Leuchten und Chrom-Querspangen orientiert sich am SUV-Familiengesicht der Marke. Ebenso unterschiedlich fällt das Heckdesign aus, wo VW auf schmalere Hochkant-Leuchten und eine anders ausgeformte Heckklappe setzt. Wichtig war den Designern außerdem die Gestaltung der Radhäuser mit einer geraden oberen Linie, die sich am Vorgängermodell orientiert.
Mit einem Längenzuwachs um rund zehn Zentimeter auf insgesamt 5,35 Meter wird der neue Amarok seinen Vorgänger deutlich übertreffen. Weil der Radstand noch stärker wächst – er steigt im Vergleich zum ersten Amarok um 173 Millimeter auf 3,27 Meter – fallen die Überhänge etwas kürzer aus. Das verbessert zwar die Böschungswinkel, diesen Vorteil im Geländebetrieb wird man aber nur zum Teil umsetzen können, weil der längere Radstand naturgemäß den Rampenwinkel verschlechtert. Die Wattiefe gibt VW mit 800 Millimeter an, das sind zwar 30 Zentimeter mehr als beim Vorgänger, aber fünf weniger als beim Ford Ranger. Den gibt Ford für Gewässertiefen bis 850 Millimeter frei.
Nicht alle Amarok-Varianten, die VW künftig anbieten wird, kommen auch bei uns auf den Markt. So wird es in Deutschland nur drei der fünf verschiedenen Motoren geben. Der Basis-Diesel mit zwei Litern Hubraum und 150 PS bleibt den afrikanischen Märkten vorbehalten, der 302 PS starke Biturbo-Vierzylinder-Benziner mit 2,3 Litern Hubraum wird bei uns ebenfalls außen vor bleiben. Grundmotorisierung in Deutschland ist der Zweiliter-TDI-Single-Turbo mit 170 PS und 405 Newtonmetern Drehmoment. Darüber rangiert der Biturbo-Vierzylinder mit 204 PS/500 Nm.
Als neue Top-Motorisierung kommt schließlich der Dreiliter-V6-Diesel zum Einsatz. Er leistet in der EU-Version 241 PS und bringt es auf 600 Newtonmeter Drehmoment. Auf außereuropäischen Märkten mit weniger strengen Abgasvorschriften kommt die Maschine auf 250 PS. Beim V6 immer serienmäßig ist außerdem der permanente Allradantrieb und eine Zehngang-Automatik; Standard ist ein Sechsgang-Schaltgetriebe. Stichwort Allrad: Bei uns kommt der neue VW Amarok ausschließlich mit vier angetriebenen Rädern. Zur Auswahl stehen dabei ein einfacheres Zuschalt-Allradsystem und ein neuer Permanent-Allradantrieb. Bei diesem kann wahlweise auf reinen Hinterradantrieb umgeschaltet werden. Außerdem verfügt das Verteilergetriebe über eine Geländeuntersetzung.
Im Gegensatz zum Aufbau wird sich der Antriebsstrang des neuen Amarok nicht von dem des Ford Ranger unterscheiden. Alle Motoren inklusive der Dieselmaschinen stammen künftig vom Kooperationspartner Ford. Die VW-eigenen Zweiliter-TDI und der zuletzt im Amarok angebotene Audi-V6-Diesel sind demnach Geschichte im Pick-up. Die Dieselmotoren für den Amarok werden wie das Auto selbst in Südafrika gebaut. Während der Amarok im Ford-Werk Silverton nahe Johannesburg entsteht, werden die Motoren im Werk Struandale an der Südküste in Gqeberha (ehemals Port Elisabeth) montiert. Ford hat die Motorenfertigung in Struandale, die seit 2011 die Duratorq-Maschinen für den Ranger baute, zum Jahreswechsel auf die neue Motorenfamilie modernisiert; auch der V6-Diesel läuft dort nun vom Band.
Zwei Karosserieformen wird VW vom neuen Amarok anbieten, einen zweitürigen Einzelkabiner und einen viertürigen Doppelkabiner. Während die Ladefläche des Single Cab mit 2,3 Meter Länge aufwartet, kann das Ladegut beim Doppelkabiner mit geschlossener Heckklappe maximal 1.544 Millimeter lang sein. Wie beim Vorgänger ist die Breite zwischen den Radkästen (1.206 Millimeter) so gewählt, dass eine Euro-Palette quer aufgeladen werden kann. In Deutschland wird es ausschließlich den Doppelkabiner geben.
Zur Premiere stellte VW den Amarok in den beiden Topvarianten Aventura und Panamericana vor. Während der Aventura den straßenorientierten Luxusliner mit viel Chromschmuck und 20-Zoll-Rädern gibt, ist der Panamericana das Offroad-Modell. Erkennbar ist er an der eigenständigen Frontschürze, 18-Zoll-Rädern mit Geländebereifung, schwarzen Trittstufen und dem "Stylingbar" getauften Ladeflächenbügel hinter der Kabine. Unterhalb der Topmodelle, mit denen VW bei uns in den Markt starten wird, rangieren die Basisvariante Amarok, Life und Style.
Serienmäßig kommt der Amarok in allen Varianten mit LED-Frontscheinwerfern. Bereits die Basisversion erhält eine umfangreiche Ausstattung mit Digital-Instrumenten, Rückfahrkamera, Verkehrszeichenerkennung, Spurhalteassistent und automatischer Distanzregelung für die serienmäßige Geschwindigkeitsregelung. Ebenfalls serienmäßig sind Parksensoren hinten. Beim Amarok Life kommen neben in Wagenfarbe lackiertem Stoßfänger und LED-Nebelscheinwerfern vor allem zusätzliche Interieur-Details (Lederlenkrad, Heckscheibentönung, hochwertigere Sitzbezüge, achtfach verstellbare Vordersitze) zum Einsatz. Außerdem verfügt der Amarok Life unter anderem über vordere Parksensoren, einen Regensensor, eine höherwertige Soundanlage mit sechs Lautsprechern und eine Fahrlicht-Automatik.
Ab dem Amarok Style kommen serienmäßig LED-Matrixscheinwerfer ("IQ.Light") mit an Bord, außerdem ist die vergrößerte Instrumentenanlage (volldigitales 12-Zoll-Cockpit und der große Hochkant-Touchscreen mit 12 Zoll Diagonale) serienmäßig enthalten Elektrische Sitzverstellung, Velours-Sitzbezüge, eine Zweizonen-Klimaautomatik, Keyless-Schließanlage und zusätzliche Assistenzsysteme sind ebenfalls Teil der Life-Ausstattung.
Je nach Variante sind bis zu sechs auswählbare Fahrprogramme für den Amarok verfügbar, außerdem ist eine Hinterachs-Differentialsperre im Programm. Besonders umfangreich fällt das werkseitige Zubehörangebot für den neuen Amarok aus. So werden unter anderem ein Vierpersonen-Dachzelt, verschiedene Staubox-Systeme für die Ladefläche, elektrische Seilwinden, Unterfahrschutzbleche, Schleppösen und ein Luftansaugschnorchel angeboten, außerdem lässt sich ein um 20 Millimeter höhergelegtes Geländefahrwerk ordern.
Der Amarok erhält im Vergleich zum Ford Ranger ein komplett eigenständiges Armaturenboard, auch die Türverkleidungen mit Griffen und Ablagen zeigen sich deutlich unterschiedlich. Das Lenkrad ist ebenfalls eigenständig designt, die Lüftungsdüsen sind klassisch quergerippt. VW verzichtet außerdem auf die in den Pkw der Marke inzwischen übliche Bedienung mit Slidern und Touch-Bedienflächen. Stattdessen wird auf einfach bedienbare Regler und Schalter gesetzt, wobei einzelne Funktionen über das zentrale Display gesteuert werden.
Bis der neue VW Amarok erstmals zu den Kunden rollt, wird noch etwas Zeit vergehen. Kurz vor Jahresende 2022 sollen die Bestellbücher geöffnet werden, mit der Auslieferung ist ab dem Frühjahr 2023 zu rechnen. Preise für die einzelnen Modelle hat VW zum jetzigen Zeitpunkt noch keine genannt. Wir rechnen mit einem Basispreis von knapp unter 40.000 Euro für den 170-PS-Amarok, bei den Topmodellen mit V6-Diesel wird zweifellos die 70.000-Euro-Marke geknackt.
Das Warten hat noch nicht ganz sein Ende gefunden. Zwar wissen Amarok-Fans nun, wie der VW Pick-up aussehen wird und was er an Technik mitbringt. Mit dem Verkaufsstart wird es aber noch bis zum Frühjahr 2023 dauern. Der von VW als "Premium Pick-up" beworbene Amarok wird bei Ausstattung und Performance höher einsteigen als der Vorgänger, auch wenn dieser zuletzt ausschließlich mit V6-Diesel zu haben war. Einen solchen wird es auch weiterhin geben, während die schwächeren Motorisierungen ganz klassisch mit Zweiliter-Vierzylinder-Dieselmotoren vorfahren. Eine wichtige Neuerung ist der verfügbare permanente Allradantrieb mit Untersetzung, auch bei den möglichen Assistenzsystemen und mit dem modernen Digitalcockpit trumpft der neue VW Pick-up groß auf. Nicht zuviel versprochen hat VW außerdem bei der Eigenständigkeit des Designs, das sich tatsächlich innen wie außen sehr stark vom Plattform-Bruder Ford Ranger unterscheidet.