Volkswagen befindet sich in einem Dilemma: Die ID-Marke für die elektrischen Modelle hat sich etabliert. Doch was geschieht mit solch wertvollen Modellen wie dem Golf, der über Jahrzehnte hinweg das Segment der Kompaktklasse dominierte? Jetzt gibt es erste konkrete Hinweise.
Nach Aussage von VW-Markenchef Thomas Schäfer wolle man den Namen "Golf" nicht aufgeben und ihn stattdessen zu einem Teil der ID-Reihe machen. Der aktuelle Golf 8 geht im Jahr 2027 in Rente.
VW ID. Golf unter dem ID.3
Der VW-Boss erklärte auf der L.A. Auto Show 2022, der Golf werde mittlerweile auch mit elektrischen VW-Modellen in Verbindung gebracht. "Wir haben ikonische Markennamen wie Golf oder GTI. Es wäre verrückt, sie sterben zu lassen. Wir bleiben bei der ID-Logik, ikonische Modelle werden aber einen Namen tragen." Er verweist auf den ID. Buzz, der im Gegensatz zu den anderen ID-Modellen des Konzerns keine Nummer trägt. In der Konsequenz könnte VW einen "ID. Golf" haben, so Schäfer.
Dabei machte der Markenchef deutlich, dass der ID. Golf keinen Ersatz für den ID.3 darstellt. Beide Modelle müsse man in Größe und Positionierung getrennt betrachten. "Der ID.3 war nie ein Golf-Nachfolger, er ist eher ein Golf Plus", sagte er. Der kommende Golf der neunten Generation würde dann unterhalb des ID.3 positioniert sein und auf einer erweiterten Form des Modularen Elektrobaukastens (MEB) basieren. Diese weiterentwickelte MEB-Plus-Plattform legt VW als "Lückenfüller" für die verschobene SSP-Plattform (Scalable Systems Platform) auf.
Die neue MEB-Plus ist als modulare Plattform ausgelegt und soll Reichweiten bis zu 700 Kilometer ermöglichen. Aktuell bietet der MEB rund 550 Kilometer. Dazu gibt es höhere Ladeleistungen von 175 bis 200 kW, aber lediglich eine 400-Volt-Technik. Neben einer Front-Antriebs-Version mit einem E-Motor soll auch Allradantrieb mit zwei E-Motoren möglich sein.
VW ID.2 wird kein ID. Golf
Als ID. Golf soll, so haben es interne Quellen der "Autocar" berichtet, das bisher als ID.2 bezeichnete Modell infrage kommen. Gegenüber auto-motor-und-sport.de gibt es dafür jedoch ein klares Dementi von VW. "Das passt vom Timing her überhaupt nicht", heißt es aus Wolfsburg. Der ID.2 kommt 2025 auf den Markt, zum ID. Golf sei man noch einer Abstimmungsphase. Vermutlich wird der ID. Golf den Golf 8 erst gegen Ende des Jahrzehnts beerben.
Auf der IAA 2021 hatte VW mit dem ID.2 Life ein elektrisches Conceptcar gezeigt. Das Modell aus der Feder von Jozef Kaban gilt intern als höchst umstritten und CEO Schäfer hat laut Autocar das Design als "weniger als lauwarm" bezeichnet. Dem Vernehmen nach ist er mit der gesamten Design-Linie der ID-Reihe unzufrieden und plant, den ID-Look künftig konventioneller auszulegen. Dafür hat er unter anderem Bentley-Design-Chef Andreas Mindt als neuer VW-Marken-Chef-Designer installiert. Mindt überarbeitet aktuell den ID.2 grundlegend und verpasst dem Modell ein neues Design. Kurze Überhänge, eine gewölbte Motorhaube und ein Steilheck zeichnen das Modell dann aus.
Comeback des GTI
Ferner plant Schäfer ein Comeback des legendären "GTI"-Labels für ausgesuchte Modelle, diese müssen jedoch eine gewisse Historie mitbringen. Hier käme natürlich ein ID. Golf in Frage. Voraussetzung wäre, dass auch die Performance auf GTi-Niveau ist. Die "GTX"-Bezeichnung, 2020 im ID.4 eingeführt, wird indes nicht entfallen, der ID.3 erhält künftig ebenso den Zusatz, wie der ID.7. Übrigens: Auch die sportliche "R"-Linie wird auf die E-Autos übertragen, ein "X" tragen die Allrad-Modelle.
Umfrage
Für den Golf 8. Der wird auch in 9. Generation zukunftsfähig sein - als Plug-in-Hybrid.
Für den ID.3. Den kann man auch in 5 Jahren noch ohne großen Wertverlust verkaufen.
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In unserer Fotoshow zeigen wir Ihnen den Vergleichstest zwischen dem VW Golf und dem VW ID.3.
Hinweis: Das Aufmacherbild ist eine Design-Zeichnung von VW zum ID.2.
Fazit
VW bleibt dem Golf treu und implementiert den wertvollen Namen in sein ID-Lineup. Der ID. Golf als ikonisches Modell braucht dann keine Nummer wie der ebenfalls kompakte ID.3 und steht damit in der Tradition des ID. Buzz. VW-Boss Schäfer positioniert den ID. Golf unter dem ID.3, den er eher als elektrischen Nachfolger des VW Golf Plus sieht.
Fraglich ist, wie das Unternehmen dann mit "Polo" und "Passat" umgeht. So könnte der Logik folgend der kleine ID.1 als ID. Polo durchgehen oder die Kombi-Version des ID.7 als ID. Passat.