Der Volvo-Ableger bringt einen viertürigen GT. Der Polestar 5 zielt auf Tesla Model S und Porsche Taycan. Beim Goodwood Festival of Speed erlebt ihn das Publikum erstmals fahrend.
Der Volvo-Ableger bringt einen viertürigen GT. Der Polestar 5 zielt auf Tesla Model S und Porsche Taycan. Beim Goodwood Festival of Speed erlebt ihn das Publikum erstmals fahrend.
Mit dem Polestar Precept hat die Volvo-Tochter Anfang 2020 eine Studie präsentiert, deren Proportionen und Dimensionen an den Taycan erinnern. Gegenüber dem Magazin "Edison" bestätigte Chefdesigner Maximilian Missoni, dass der neue SUV Polestar 3, aber auch der Polestar 5 einige Styling-Elemente des Concept Cars Precept in die Serie bringen werden. Inzwischen ist klar, dass der Polestar 5 als Serienauto dem Precept sogar sehr ähnlich sein wird. Bisher sind alle Polestar-Studien lediglich mit kleinen Konzessionen an die Fertigung seriennah gewesen. Entsprechend werden wir einen rund fünf Meter langen Allrad-GT sehen, der über einen Radstand von etwa 3,10 Meter verfügt.
Schon auf früheren Fotos aus dem Entwicklungszentrum in Großbritannien war der Polestar 5 als großer Viertürer mit flacher Front und sanft auslaufendem GT-Heck zu identifizieren. Später hat die Volvo-Tochter einen Blick auf das "Beinahe-Serienmodell" gewährt. Den endgültigen Serien-Look enthüllten dann beim Europäischen Patentamt hinterlegte Bilder zum Design-Schutz für das Elektroauto. Für die Serie entfallen allerdings einige Precept-Details wie die durchströmte Fronthaube, die gegenläufig öffnenden Türen sowie die Kameraspiegel auf den Türen. Auch scheint das Serienmodell eine etwas höhere Dachlinie zu tragen.
Das Serienauto ist laut Pete Allen, dem Chef des Entwicklungszentrums, die Blaupause für den Anspruch, den die Marke bei Design, Technologie und Nachhaltigkeit verfolgt. Das Serienauto werde einen wichtigen Schritt auf dem Weg von Polestar zur Klimaneutralität darstellen. Der Polestar 5 setzt auf ein geklebtes selbsttragendes Aluminium-Spaceframe-Chassis, das deutlich verwindungssteifer und leichter ausfallen soll als herkömmliche Chassis-Konstruktionen. Der Volvo-Ableger spricht davon, dass die erste eigene Plattform von Polestar mit einer Torsionssteifigkeit konstruiert ist, die der eines herkömmlichen zweisitzigen Supersportwagens überlegen ist. Auf die neue Plattform sollen Volvo und Lotus, Polestars Schwestermarken im chinesischen Geely-Konzern, laut Gregor Hembrough, dem Amerika-Chef des E-Auto-Herstellers, keinen Zugriff haben. Allerdings werde Lotus wahrscheinlich bei der Fahrwerksabstimmung helfen.
Auch bei der Entwicklung der Batterie kooperiert Polestar mit seinen Schwestermarken, die die Technologie ebenfalls nutzen werden. Der Akku wird trotz der niedrigen Silhouette im Boden des Polestar 5 untergebracht. Über ihn sagte Hembrough gegenüber Green Car Reports, dass er bei einer Kapazität von 103 kWh in 20 Minuten auf 80 Prozent aufzuladen sein soll. Der vormalige Volvo-USA-Chef kündigt an, Polestar wolle Porsche-Konkurrent werden und schon der Polestar 3 werde technisch nichts mehr mit dem Polestar 2 zu tun haben. Passend dazu arbeitet der neue Akku wie jener des Porsche Taycan mit 800 Volt Spannung; er soll aber auch einfach mit Schnellladen bei 400 Volt klarkommen. Hinzu kommt die Möglichkeit, bidirektional zu laden und dabei bis zu 20 kW abgeben können. Über die Zellchemie wollte Hembrough nichts sagen.
Die Motoren mit dem Codenamen P10 geben ihre Kraft ebenfalls wie im Taycan an ein Zwei-Gang-Getriebe weiter, sind im Sinne der Effizienzsteigerung aber abkoppelbar. Sie sind eine Polestar-Eigenentwicklung aus Schweden und sollen angeblich 1,5-mal stärker sein als der des Porsche Taycan. Ziel sind Hembrough zufolge 475 kW (gut 600 PS). Dabei soll das Aggregat nur 36 x 50 x 64 Zentimeter groß sein und an der Hinterachse zum Einsatz kommen. Laut dem Polestar-Manager teile man die Motoren nicht mit den Geely-Geschwistermarken Volvo und Lotus. Das Topmodell des Polestar 5 kommt mit einem zusätzlichen Motor auf der Vorderachse auf eine Systemleistung von mindestens 650 kW – in alter Währung sind das 884 PS.
Keine Aussagen machte der Polestar-US-Chef übers Interieur. Aber dort könnte es das Bedienkonzept mit Eyetracking-Sensor in die Serie schaffen. Es erfasst den Blick des Fahrers und steuert entsprechend Inhalte auf den verschiedenen Bildschirmen. Zudem versorgen zahlreiche Sensoren das Infotainment-System mit Daten zu Straßenverlauf, Wetter und Verkehrssituation.
Mit dem Polestar 5 bringt der Ableger von Geely-Tochter Volvo sein viertes Modell, das 2024 auf den Markt kommen soll. Seine Publikumspremiere feiert das leistungsstarke Elektroauto bereits beim Goodwood Festival of Speed vom 23. bis 26. Juni 2022 als noch getarnter Prototyp. Die Besucherinnen und Besucher des Events werden den Polestar 5 sogar dynamisch erleben, denn es sind einige Demoläufe den Hügel hinauf geplant. "Unser britisches Forschungs- und Entwicklungsteam leistet großartige Arbeit bei der Entwicklung des Fahrzeugs und wir sind stolz darauf, ihre harte Arbeit bereits in diesem frühen Stadium hervorzuheben", sagt Polestar-Chef Thomas Ingenlath.
Polestar emanzipiert sich von der Muttermarke Volvo, die immer mehr auf SUVs setzt und keine wirklich sportlichen oder zumindest dynamisch geformten Modelle mehr im Programm hat. Mit dem vierten Modell, der Serienversion der großen GT-Studie Precept, attackiert Polestar Tesla und Porsche, könnte aber auch zu einem Mercedes EQS oder dem Lucid Air in Konkurrenz treten. Dazu passt die offenbar anspruchsvolle Technik mit 800 Volt und Zwei-Gang-Getriebe wie in Porsches Taycan.