Chevrolet stellt dem Ford F-150 Raptor mit dem Silverado ZR2 Bison ein neues Sportmodell entgegen. Gleichzeitig verbessert die GM-Marke den für den Standard-Silverado verfügbaren Sechszylinder-Turbodiesel.
Chevrolet stellt dem Ford F-150 Raptor mit dem Silverado ZR2 Bison ein neues Sportmodell entgegen. Gleichzeitig verbessert die GM-Marke den für den Standard-Silverado verfügbaren Sechszylinder-Turbodiesel.
Die "Großen Drei" der US-Autobranche befinden sich mal wieder mittendrin im Wettrüsten. Aktuell geht es um das beliebteste Fahrzeugsegment der US-Bürger: die Pick-up-Trucks. Ford hat mit dem F-150 Raptor vorgelegt: 3,5-Liter-Biturbo-V6, 456 PS, maximal 691 Newtonmeter. Dann zog Stellantis (zuvor Fiat-Chrysler, davor Daimler-Chrysler und noch früher nur Chrysler) nach und hat mit seiner Pick-up-Marke Ram richtig einen rausgehauen: Der 1500er TRX verfügt über einen 6,2-Liter-Kompressor-V8, der 712 PS leistet und brutale 881 Newtonmeter liefert. Werte, die der inzwischen enthüllte, ebenfalls mit Kompressor-V8 antretende Ford F-150 Raptor R kontern kann.
Chevrolet wollte sich das leistungsgeschwängerte Treiben der beiden Rivalen offenbar nicht länger tatenlos mit ansehen und mischt nun mit beim bunten Pick-up-Power-Reigen. Doch gar so heftig wie die Konkurrenz geht die von Konzernchefin Mary Barra immer stärker auf Effizienz und Nachhaltigkeit getrimmte Marke nicht vor. Sie nutzte zwar das tiefgreifende Facelift des Silverado zum Modelljahr 2022, um ihrer Pritschenwagen-Baureihe eine neue sportliche Modellversion zur Seite zu stellen. Aber Chevy belässt es bei einer dynamisch angehauchten Ausstattungsvariante, die vor allem in Sachen Geländeeigenschaften nachlegt.
Sie trägt die Bezeichnung ZR2 und wird, na klar, ebenfalls von einem großvolumigen V8-Motor angetrieben. Der an eine Zehngang-Automatik gekoppelte und für den Pick-up bereits angebotene 6,2-Liter-Benziner verzichtet jedoch auf eine Aufladung oder irgendeine andere Art der Leistungssteigerung, weshalb er sich mit 426 PS und höchstens 624 Newtonmetern begnügt.
Tiefgreifendere Änderungen erhält das Fahrwerk. Erstmals im Silverado kommt das Multimatic-Fahrwerk mit adaptiven Dämpfern zum Einsatz: Diese verfügen über drei mit Flüssigkeit gefüllte Kammern, deren Dämpfwirkung elektronisch über Schieberventile geregelt wird. Hinzu kommen Federn mit längeren Wegen, elektronische Sperrdifferenziale an beiden Achsen und neue Fahrmodi, zu denen auch eine "Terrain"-Abstimmung zum Felsenkraxeln gehört. Die auf speziellen 18-Zoll-Felgen montierten 33-Zoll-Geländereifen sollen ebenfalls die Offroad-Eigenschaften des Pick-ups verbessern.
Die optischen Änderungen im Vergleich zum Standard-Silverado finden sich am ZR2 vor allem frontseitig. Hier gibt es nicht nur neue Stoßfänger aus Stahl zu sehen, die den vorderen Böschungswinkel vergrößern und über abnehmbare Endkappen verfügen, die bei Beschädigung leicht ausgetauscht werden können. Sondern auch einen Kühlergrill mit eigener Formgebung sowie integrierter Beleuchtung und einen schwarzen Einsatz in der Motorhaube. Hinzu kommen Unterfahrschutz-Elemente, ZR2-Embleme und ein einige Zentimeter nach vorne verlegtes Auspuff-Doppelendrohr, um auch dieses vor eventuellen Beschädigungen beim Offroad-Einsatz zu schützen. Innen verfügt der Hardcore-Silverado über eine schwarz-graue Lederausstattung und dunkle Zierelemente.
Der Silverado ist als ZR2 noch nicht geländegängig genug? Kein Problem: Chevrolet hat inzwischen für das Silverado-Modelljahr 2023 eine noch heftigere Version bestätigt. Wer das zusammen mit American Expedition Vehicles (AEV) entwickelte Bison-Ausstattungspaket ordert, kann noch tiefer ins Unterholz vordringen. Es ist nicht die erste Kooperation mit dem US-Offroad-Tuner und Zubehör-Spezialisten: Die Partner haben bereits beim kleineren Chevrolet-Pick-up Colorado ZR2 zusammengearbeitet und eine Bison-Linie kreiert.
Die Stoßfänger bestehen aus drei Millimeter dickem und pulverbeschichtetem Stahl und weisen jeweils Trittstufen auf. Das vordere Pendant besteht aus drei Teilen und verfügt über Abschlepphaken sowie auf Wunsch über eine Aufnahme für eine Seilwinde. Massive Metallbügel schützen die Schweller des Silverado ZR2. Die insgesamt fünf aus Stahl gefertigten Unterfahrschutz-Elemente für den Kraftstofftank, die Motorölwanne, die neu abgestimmten Sperrdifferenziale beider Achsen und das Verteilergetriebe dürften noch mehr einstecken können als jene des ZR2 in Normalausführung. Die GM-Ingenieure haben obendrein das ZR2-Offroad-Fahrwerk noch einen Tick extremer abgestimmt. Obwohl sich die Bodenfreiheit im Vergleich zum Standard ZR2 nicht ändert (28,5 Zentimeter), sollen sich die Böschungswinkel an beiden Enden des Pick-ups leicht verbessern.
Ein weiteres optisches Erkennungszeichen des Bison-Pakets ist die in Wagenfarbe lackierte Querspange im Kühlergrill, die das ZR2-Logo trägt. Die immer in ihrer besonders wandelbaren Multi-Flex-Variante installierte Heckklappe verfügt stets über einen mattschwarzen Einleger im oberen Bereich. Der ZR2 Bison rollt auf robusteren, in glänzendem Schwarz lackierten Rädern im 18-Zoll-Format, die rundum mit 33-Zoll-Goodyear Wrangler Territory MT-Reifen bespannt sind. Innen gibt es neue Allwetter-Fußmatten und Kopfstützen; auch sie tragen das AEV-Logo.
Für einen Silverado ZR2 mit Bison-Paket verlangt Chevrolet 78.490 Dollar (aktuell umgerechnet fast 77.300 Euro) inklusive Überführung. Damit ist die Modellvariante 8.295 Dollar (8.164 Euro) teurer als ein Standard-ZR2.
Aber auch die normalen Silverado-Varianten profitieren zum neuen Modelljahr 2023 von einer zentralen Änderung: Chevrolet verbessert den Duramax-Turbodiesel, dessen drei Liter Hubraum sich auf sechs in Reihe angeordnete Zylinder verteilen. Der Selbstzünder erhält neue Stahlkolben, einen verbesserten Turbolader, andere Einspritzdüsen und ein optimiertes Temperatur-Management. Dank dieser Maßnahmen klettert die Leistung von 281 auf 309 PS, während das maximale Drehmoment von 624 auf 671 Newtonmeter zulegt. Wie gehabt kombiniert Chevrolet den Dieselmotor ausschließlich mit einer Zehngang-Automatik.
Zum Modelljahr 2022 erhielt der Silverado nicht nur eine neue Topversion; auch die Standard-Modellvarianten konnten sich über relevante Veränderungen freuen. Eigenständige Front-Designs mit anderer Schürze, neuen Kühlergrills und tiefer platzierten Scheinwerfern gab es im Zuge des Facelifts für jede Silverado-Ausstattungslinie. LT-Modelle verfügen zudem über neue Tagfahrleuchten samt animierter Lichtsequenzen beim Annähern ans und Verlassen des Autos. Hinzu kamen die drei neuen Außenfarben Aschgrau, Sanddüne und ein leuchtendes Blau.
Den Innenraum wertete Chevrolet ab der LT-Ausstattung mit vergrößerten Monitoren auf. Das vierfach konfigurierbare Instrumenten-Display misst in der Diagonale 12,3 Zoll, während der zentrale Touchscreen sogar 13,4 Zoll aufweist. Hinzu kamen optional ein Head-up-Display und ein Monitor, der das Bild einer Rückspiegel-Kamera anzeigt. Die Bedienung per Sprachbefehl funktioniert nun auf Wunsch über den Google-Assistenten oder Amazon Alexa, während sich Smartphones kabellos per Android Auto oder Apple Carplay einbinden lassen.
Gestalterisch ist das Armaturenbrett durch horizontale statt vertikale Linien seit dem Facelift eher in die Breite ausgerichtet. Hübschere Farben und hochwertigere Materialien gibt es für die Modellversionen in den teureren Linien. So präsentiert die Top-Ausstattung High Country serienmäßig offenporiges Holz, Ledersitze mit farblich abgesetzten Nähten sowie Edelstahl-Gitter für die Lautsprecher des Bose-Soundsystems. Autos mit Schalensitzen erhalten zudem einen neu gestalteten und elektronisch gesteuerten Automatik-Wählhebel auf der Mittelkonsole. Bei allen anderen Silverado-Varianten befindet sich dieser weiterhin rechts hinter dem Lenkrad.
Im Rahmen der Modellpflege erhielt der Pick-up zudem modifizierte Antriebe. Der Basismotor, ein Vierzylinder-Turbobenziner mit 2,7 Litern Hubraum, verfügt seitdem über einen steiferen Block und eine stabilere Kurbelwelle. Davon soll nicht nur die Laufruhe, sondern auch das maximale Drehmoment profitieren, das von 472 auf 569 Newtonmeter wächst. Gleichzeitig soll sich die angebundene Achtgang-Automatik durch schnellere und sanftere Schaltvorgänge auszeichnen. Den Silverado mit Dreiliter-V6-Duramax-Turbodiesel rüstet Chevrolet inzwischen mit einem verbesserten Fahrwerk aus, weshalb er sich nun mit dem "Max Tow Package" ausrüsten lässt und damit schwerere Anhänger an den Haken nehmen kann.
Obendrein spendierte Chevy seinem Pick-up optional die jüngste Evolutionsstufe des Super-Cruise-Fahrassistenten. Dieser ermöglicht freihändiges Fahren auf etwa 320.000 Kilometern des nordamerikanischen Straßennetzes, wobei das System stets überwacht, ob der Fahrer oder die Fahrerin aufmerksam bleibt. Beim Silverado ist Super Cruise speziell auf das Schleppen von Anhängern vorkonditioniert, wobei es sich mit den dafür vorgesehenen Kamerasystemen kombinieren lässt. Serienmäßig ist ein sechs Posten umfassendes Assistenz-Paket an Bord.
Seit Frühjahr 2022 rollen die ersten Exemplare des aufgefrischten Chevrolet Silverados auf den nordamerikanischen Straßen. Die Preise starten aktuell bei 40.250 Dollar (gut 39.600 Euro) für das Basismodell mit viertüriger Crew Cab, kurzer Ladefläche und dem 2,7-Liter-Vierzylinder-Turbobenziner.
Dass der Chevrolet Silverado nun auch in der berserkermäßigen ZR2-Variante mit 6,2-Liter-V8 und Offroad-Fahrwerk erhältlich ist, die bald um das hardcore-mäßige Bison-Paket ergänzt wird, mag im ersten Moment archaisch wirken. Andererseits erhält er im Zuge des Facelifts eines der besten und modernsten Fahrassistenz-Systeme in speziell adaptierter Form. Auch innen scheint der Pick-up einen Sprung nach vorne zu machen. Die Konkurrenz mag teilweise mehr Power bieten, aber der Silverado dürfte im Vergleich der modernere Pritschenwagen sein.