Mit seiner neuen Sparte Mobilize steigt Renault ins Carsharing-Business ein. Rückgrat des Dienstes könnte der EZ-1 sein: ein 2,30 Meter kurzer Zweisitzer mit Wechselakku.
Mit seiner neuen Sparte Mobilize steigt Renault ins Carsharing-Business ein. Rückgrat des Dienstes könnte der EZ-1 sein: ein 2,30 Meter kurzer Zweisitzer mit Wechselakku.
Es war im Frühjahr 2019, als Seat auf dem Mobile World Congress in Barcelona den Minimo vorstellte: Ein elektrisch angetriebenes Kleinstauto für maximal zwei Insassen, das perfekt auf's innerstädtische Carsharing zugeschnitten sein sollte. Der damalige Seat-Chef Luca de Meo höchstselbst war es, der den Minimo auf der Mobilfunkmesse in Barcelona enthüllte.
Zwei Jahre später ist der Italiener der Boss von Renault und krempelt den Autokonzern mächtig um. "Renaulution" 2021 heißt die Strategie, die dem Hersteller unter anderem eine neue Mobilitätsmarke beschert: Mobilize heißt die Sparte, die Dienstleistungen in den Bereichen Mobilität, Energie und datenbasierte Lösungen anbieten will. Grundsätzlich geht es darum, all jenen ein Angebot zu machen, die ein Auto nicht mehr besitzen, sondern passend zum jeweiligen Einsatzzweck nutzen wollen – Stichwort "Shared Mobility".
Als es darum ging, ein Auto zu entwerfen und entwickeln, das als Rückgrat dieses Dienstes dienen könnte, hat sich de Meo offensichtlich an seine Seat-Vergangenheit und den Minimo erinnert. Diesen hat Renaults Design-Team dann offenbar mit dem Twizy gemixt, wobei der EZ-1 Prototype entstand. Das speziell für die urbane Shared Mobility konzipierte Fahrzeug bietet Platz für zwei Personen und ist komplett vernetzt: Das Smartphone des Nutzers gewährt den Zugang zum EZ-1 und dient als Schnittstelle zwischen Mensch und Fortbewegungsmittel.
Der Mobilize EZ-1 Prototype ist nur 2,30 Meter kurz und verfügt neben komplett verglasten Türen über weitere Besonderheiten: Beispielsweise lässt sich der Akku des Kleinstwagen austauschen: Weil dadurch langwieriges Nachladen entfällt, verlängert sich die Nutzungsdauer und der kleine Elektriker kann für Mobilize mehr Geld verdienen. Denn eine eventuelle Serienversion des EZ-1 kauft man nicht: Nutzer bezahlen entweder nach beanspruchter Zeit oder zurückgelegter Strecke.
Der nicht näher spezifizierte Elektroantrieb ist nicht das einzige umweltfreundliche Merkmal des Mobilize EZ-1 Prototypes. Seine Karosserie besteht zu 50 Prozent aus recycelten Materialien. Hat der Elektro-Knirps irgendwann das Ende seines Lebenszyklus erreicht, soll er selbst zu 95 Prozent wiederverwertet werden können.
Bei einem Mobilize-Modell soll es übrigens nicht bleiben: Die Marke will eine Reihe zweckmäßig konzipierter Fahrzeuge auf den Markt bringen. Diese sollen vom Entwicklungs-, Design- und Elektroantriebs-Know how des Konzerns profitieren sowie modular aufgebaut und auf die verschiedenen Anforderungen Carsharing, Ride-Hailing, Last-Mile-Delivery und On-Demand-Transit optimiert sein. "Wir wollen die Autonutzung durch vereinfachte, nachhaltigere und erschwingliche Personen- und Gütermobilität maximieren und gleichzeitig die Umweltbelastung reduzieren", sagt Clotilde Delbos, Mobilize-CEO und stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Renault-Gruppe.
Während andere Anbieter ihre Sharing-Angebote auch viele Jahre nach deren Start nicht rentabel bewirtschaften können, steigt Renault mit seiner neuen Geschäftseinheit Mobilize jetzt erst in dieses Themenfeld ein. Klar: Luca de Meo galt schon während seiner Seat-Zeit als Verfechter der Shared-Mobility-Konzepte. Aber wer weiß: Vielleicht ist die Zeit für derartige Mobilitätslösungen ja allmählich reif. Dann hätte Renault genau zur rechten Zeit auf dieses Pferd gesetzt.