Die italienische Traditionsmarke Alfa Romeo fristet aktuell mit zwei betagten Modellen – Giulia und Stelvio – und dem ganz neuen Tonale eher ein Schattendasein. Und aus diesem Schatten will der neue Marken-CEO Jean-Philippe Imparato Alfa herausführen – mit teils legendären Modellen und mit dem Fokus auf Elektroautos.
Bis Mitte des Jahrzehnts will der Franzose das Produkt-Portfolio grundlegend überarbeiten und wirtschaftlich auf gesund Füße stellen. Denn Alfa Romeo habe, so sagte Imparato unlängst bei einer Fahrzeug-Präsentation, "das Potenzial, die globale Premiummarke von Stellantis zu werden." Dazu setzt er auf die neuen elektrifizierbaren Plattformen aus dem Stellantis-Konzern (Fusion zwischen Fiat-Chrysler und PSA), ein neues (Retro)-Design und auf ein Comeback legendärer Modelle.
Ab 2024 elektrifiziert die Traditionsmarke seinen Baureihen verstärkt unter dem Motto: "From 2024, Alfa Becomes Alfa e-Romeo”. Ab 2027 soll Alfa Romeo dann in Europa, USA und China nur noch rein elektrische Modelle anbieten.
Ein Team aus 49 Experten arbeitet an einer neuen Strategie für Alfa Romeo. Dazu gehört auch ein neuer Design-Chef, den Imparato von der Konkurrenz loseisen musste. Alejandro Mesonero-Romanos kommt von Renault, wo er nur wenigen Monate für die Marken Dacia und Lada verantwortlich war. Zuvor zeichnete er für Seat den Leon, den Arona, den Ateca und den Tarraco. Allerdings hatte die neue Mannschaft kaum Einfluss auf das erste neue Modell der Italiener.
Alfa Brennero
Als eines der ersten Modelle unter der kompletten Ägide von Jean-Philippe Imparato entsteht der Kleinwagen-SUV Brennero. Der dritte SUV nach Stelvio und Tonale rollt in Polen vom Band, wo auch die Nachfolger des Fiat 500x und des Jeep Renegade gebaut werden. Der Brennero basiert vorübergehend auf der e-CMP, die erst 2026 von der STLA Small abgelöst wird. Auf ihr bauen bereits zahlreiche Modelle wie der Peugeot 2008 oder der Opel Mokka.
Der Brennero verfügt über Hybrid-Antriebsstränge (Mild- und Plug-in-Hybride), ist aber auch das erste rein elektrische Serienmodell der Marke. Nur mit Vorderradantrieb setzt er auf einen 134 PS starken Elektromotor sowie einen 45-kWh-Akku und eine Reichweite von 200 Kilometer.
Alfa Giulia und Alfa Stelvio
Seit 2016 bietet Alfa die Giulia und seit 2017 den SUV Stelvio an. Beide Modelle befinden sich also derzeit in der zweiten Hälfte des Produktzyklus und werden 2024 als neue Generation an den Start gehen. Beide basieren noch auf der Giorgio-Plattform und bauen künftig auf der STLA Large-Basis auf. Sie wurde ursprünglich von Peugeot entwickelt und erlaubt neben Verbrennungsmotoren samt Hybridisierung auch reine Elektroantriebe.
Die rein elektrische Giulia wird erst 2025 an den Start rollen – dafür aber gewaltig. Wie Imparato bestätigte, setzt die E-Giulia auf drei Leistungsversionen. Beginnend mit einer 350 PS starken Basisversion schließt sich eine 800-PS-Veloce-Ausführung an. Top-Modell ist die Hardcore-Giulia-Quadrifoglio mit rund 1.000 PS. Der Allrad-Sportler leiht sich das Set-up vom Maserati Granturismo Folgore, mit einem E-Motor an der vorderen Achse und zwei E-Antrieben an der Hinterhand. Die Akku-Kapazität dürfte bei 100 kWh liegen, wie es die Studie Inception von Peugeot vormachte.
Die elektrische Giulia baut auf der STLA Large-Plattform auf, sie ist für Reichweiten von bis zu 800 Kilometer gut, laut Imparato soll die Giulia-Quadrifoglio eine Reichweite von rund 400 Kilometern haben. Während die Akkus vom Stellantis/Saft-Joint Venture ACC (Automotive Cell Co.) kommen, stammen die Elektromotoren vom japanischen Zulieferer Nidec. Fahrwerk und Lenkung möchte Alfa von der Giorgio-Plattform retten. Darüber hinaus plant Imparato die beiden italienischen Premiummarken Alfa und Maserati bei Entwicklung und Engineering sowie beim Vertrieb und Service enger zu verzahnen.
Auch der Alfa Stelvio wird als rein elektrisches Modell auf der STLA-Large-Plattform an den Start gehen, das sich bei den Antriebssträngen am Giulia-Elektromodell orientiert.
Alfa mit Luxus-E-Limousine
Ebenfalls auf der STLA-Large-Plattform soll es dem Vernehmen nach eine luxuriöse und elektrische Limousine geben, die dem Porsche Taycan oder dem Mercedes EQS ab 2027 Paroli bieten könnte. Der Alfa-Boss sieht diese Karosserieform mit Blick auf die Reichweite weit vorn. Entsprechend könnte das Modell schlank und aerodynamisch geformt eine maximale Reichweite von mehr als 500 Kilometern an den Tag legen. Auch hier dürfte der 100-kWh-Akku aus dem Inception Einzug halten.
Alfa 6C
Anfang 2023 wird Alfa einen Sportwagen präsentieren, der an den legendären T33 Stradale erinnern soll. Das Modell, vermutlich als Abgesang auf den Verbrenner-Motor konzipiert, soll bereits vor dem Debüt ausverkauft sein. Der 6C werde alltagstauglich, "ikonisch, supersexy und auf den ersten Blick als Alfa Romeo erkennbar sein", so Imparato. Aber, der Super-Alfa baut auf einer nicht näher genannten Plattform auf – ein STLA-Unterbau wurde verneint.
Alfa Castello
Ab 2027 plant die Marke noch einen weiteren SUV: Den Alfa Castello. Der vierte SUV der Marke kommt als X5-Konkurrent auf Basis der STLA Large-Plattform an den Start und dürfte als reines E-Auto sein Debüt feiern. Ob der große Alfa-SUV dann tatsächlich den Namen Castello trägt, ist ungewiss, wenngleich die Modellbezeichung gut ins SUV-Programm passt. Alle vier SUV wurden oder werden nach berühmten Gebirgspässen benannt. Zudem zitiert der Name das Castello Sfortzeso, eine Schlossanlage in der Mailänder Altstadt – hier hat die Marke Alfa ihren Ursprung.
Fazit
Alfa-Boss Imparato stellt die Marke neu auf und bringt einige Hardcore-Elektro-Modelle auf den Markt. Während zunächst die Alfas noch mit klassischen Verbrennern Quote machen müssen, befinden sich schon eine Giulia mit bis zu 1.000 PS, ein elektrischer Stelvio und ein Taycan-Konkurrent in der Pipeline. Außerdem soll noch ein großer SUV als X5-Konkurrent kommen. Dazu gibt es noch viele weitere Gerüchte über einen neuen GTV, einen Spider sowie eine Mito.