Audi-Chef-Duesmann macht Tempo beim Wechsel der Antriebstechnologie und streicht das Programm in den unteren Segmenten zusammen: A1 und Q2 bekommen keine Nachfolger, der nächste A3 wird ein Elektroauto und dürfte auf eine Plattform der Trinity-Architektur zurückgreifen, der letzte neue Verbrenner debütiert 2026. E-Fuels hält Entwicklungsvorstand Hoffmann nur für eine Brückentechnologie.
In einem Interview mit auto motor und sport (Heft 23/2020) bestätigte Markus Duesmann, bereits mehr oder weniger das Ende des TT: "Das Segment schrumpft und steht sehr unter Druck. (…) Ich würde sagen, dass es nicht wahrscheinlich ist, dass der TT einen direkten Nachfolger bekommt".
Heute wissen wird: Das wird am Ende noch der harmloseste Einschnitt im Modellprogramm. Auf der Konferenz der Stiftung Klimaneutralität am 22. Juni 2021 in Berlin hat Duesmann nämlich angekündigt, dass bereits in vier Jahren die Produktion des letzten komplett neu entwickelten Verbrenner-Modells von Audi startet. Und ab 2026 bringt die Premiummarke nur noch neue Modelle auf den Weltmarkt, die rein elektrisch angetrieben sind. Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung beschleunigt Audi den Umstieg in die E-Mobilität. Bis 2033 lässt der Hersteller die Produktion der Verbrenner nach eigenen Angaben nach und nach auslaufen. Bis spätestens 2050 soll Audi bilanziell klimaneutral sein. Aussagen von Entwicklungsvorstand Oliver Hoffman zufolge, werden E-Fuels und Wasserstoff dabei nicht helfen (s.u.).
Gleichzeitig zeichnet sich auch immer deutlicher ab, dass Audi die Segmente unterhalb der Kompaktklasse anderen Marken überlassen wird. Im Februar 2022 bestätigt Duesmann im Handelsblatt, was schon länger absehbar war: Weder der A1 noch der Q2 bekommen einen Nachfolger (siehe unten).
Die Coupés bleiben noch länger mit Verbrenner im Programm
Über das genaue Enddatum des Verbrenners bei Audi würden letztendlich die Kunden und die Gesetzgebung entscheiden. Für China rechne man mit anhaltendem Bedarf über 2033 hinaus, weshalb es dort ein Angebot von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren aus lokaler Produktion geben könnte. Offenbar plant Audi eher für die Baureihen mit ungeradzahligen Typbezeichnungen, also beispielsweise für die viertürigen Coupés A5 und A7, mit Verbrenner-Varianten.
Parallel wird Audi sein Angebot an vollelektrischen Modellen stark ausbauen. Bereits 2021 hat Audi den 2024 startenden A6 E-Tron angekündigt, der parallel zum aktuellen A6 (Generation C8) und dessen Nachfolger C9 mit Benzin-, Diesel- und Hybridmotorisierungen angeboten werden wird. Nach dem C9 (Debüt 2025, Laufzeit Ende 2032/33) wird es den A6 nur noch elektrisch geben. Da passt es gut, dass die Ingolstädter im März 2022 auch gleich den A6 E-Tron Avant als Concept Car vorgestellt haben, der ebenfalls 2024 auf den Markt kommen soll.
Audi A6 E-Tron Avant: Der elektrische Oberklasse-Kombi in Bildern
Audi / Tobias Sagmeister
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Wie neu werden neue Verbrenner?
Trotzdem will Audi bis zum Ende des Verbrenners die volle Energie in dessen Entwicklung stecken. Die bestehenden Motoren-Generationen werden weiter verbessert, hin zu mehr Effizienz mit großem Kundennutzen. Denn klar ist: "Der letzte Verbrenner von Audi wird der Beste sein, den wir je gebaut haben", so Duesmann. Komplett neue Motoren-Generationen mit anderem Brennverfahren ist anders als bei BMW womöglich eher nicht gemeint, auch wenn Audis neuer Entwicklungsvorstand Oliver Hoffmann in einem Interview mit der Automobilwoche im März 2022 genau das verspricht: "Bis 2025 bringen wir nochmal eine neue Generation von Modellen mit Verbrennungsmotor, die noch effizienter sind und eine noch bessere Performance bieten". Die Ertüchtigung von Dieseln und Benzinern für die kommende Abgasnorm Euro 7 könnte nämlich einen solchen Aufwand bedeuten, dass die Bezeichnung "neue Motoren" aus Entwicklersicht gerechtfertigt erscheint.
Die Klimabilanz auch der neuen Verbrenner werden E-Fuels nach der Einschätzung von Audi-Entwicklungsvorstand Hoffman nicht entscheidend verbessern. In einem Interview mit Top Gear sagte Hoffmann: "Synthetische Kraftstoffe sind für uns nur eine Brückentechnologie. Für andere Branchen – Boote und Flugzeuge usw. – kann dies eine Lösung für die Zukunft sein. Unsere Zukunft, und um ehrlich zu sein, die Zukunft der individuellen Mobilität, werden batterieelektrische Fahrzeuge sein." Mit dem Hinweis, dass das Problem mit synthetischem Kraftstoff nicht die Technik selbst sei, sondern seine möglichste umweltfreundliche Herstellung, geht Hoffman mit der gängigen Meinung von Experten konform. Der Wasserstoffantrieb habe dasselbe Problem. "Wasserstofftechnologie ist keine Raketenwissenschaft. Wir sind in der Lage, diese Technologie zu entwickeln, aber das Problem besteht darin, grünen Wasserstoff zu bekommen", so Hoffmann zu Top Gear.
Was bedeutet der E-Antrieb für die Audi-Modellpalette?
Mit den neuen Modellen E-Tron GT, Q4 E-Tron und Q4 Sportback E-Tron bringt Audi bereits 2021 mehr Elektroautos als Verbrenner auf den Markt. Bis 2025 will die Marke mehr als 20 E-Modelle im Angebot haben. "Mit dieser Roadmap schaffen wir die notwendige Klarheit für einen entschlossenen und kraftvollen Umstieg in das Elektrozeitalter. Unser Signal: Audi ist bereit", so Markus Duesmann.
Audi A6 E-Tron Concept: Businesslimousine mit E-Antrieb kommt schon 2023
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Aber was bedeuten die Ankündigungen konkret? Wenn 2026 die letzte Verbrenner-Baureihe (ein SUV) debütiert, dann ist deren Bauzeitende mit den üblichen Modelllaufzeiten und den Aussagen von Duesmann eben nicht vor 2033 zu erwarten – das sind immerhin noch mehr als 10 Jahre, wie es auch Audi Entwicklungschef Hoffmann im Interview mit auto motor und sport angekündigt hat.
E3 als A3-Nachfolger mit Trinity-Plattform
Neu ist: Während es vom aktuellen A3 keine E-Variante als ID.3-Derivat geben wird, kommt das Nachfolgemodell der Kompaktbaureihe (Marktstart 2027) nur noch rein elektrisch – ohne Verbrenner, auch nicht in Plug-in-Hybrid-Varianten. Das Jahr des Marktstarts legt nahe, dass Audi in der klassischen Kompaktklasse ein MEB-Derivat anders als beim Q4 E-Tron auslässt und gleich auf die neue Trinity-Architektur von VW aufsetzen will, deren Marktstart die Wolfsburger für 2026 versprochen haben – mit bis zu 700 Kilometer Reichweite, ultraschnellem Laden und autonomen Fahrfunktionen nach Level 4. Die Übersetzung von Trinity mit der neuen Softwarearchitektur auf den intern E3 genannten elektrische Kompaktwagen heißt bei Audi Apollon.